minihäuser in japan
japanschwerpunkt in tirol
ausstellungEröffnung: Donnerstag, 12.9.2002, 19:00 Uhr
Begrüßung: Arno Ritter
Eröffnung: Hannes Rösser, Kurator der Ausstellung und Architekt in München
Ausstellungsteilnehmer:
Atelier Bow-wow
F.O.B.A
Taira Nishizawa
Shin-ichi Okuyama, Hitoshi Wakamatsu
Mitsuhiko Sato
Jun Tamaki
Ausstellungskonzept:
Birgit Huber
Hannes Rössler
Katalog zur Ausstellung im Architekturforum Tirol erhältlich
Preis € 16,50
Das Ausstellungsprojekt Minihäuser in Japan macht die Enge des Raumes zum Thema. Gezeigt werden innovative Mini-Wohnhäuser der jüngsten Generation japanischer Avantgarde-Architekten. Sie nutzen unmögliche Bauplätze in unglaublich dichten Vierteln der Agglomerationen von Osaka und Tokio. Mittels Modellen, interaktiven Computerpräsentationen, die Fotos und Pläne in virtuellen Räumen zeigen, und einer Videoprojektion werden Lösungen im Umgang mit engen städtebaulichen Situationen in Japan präsentiert.
In der Vergangenheit war die westliche Wahrnehmung der Architektur Japans vor allem durch ästhetische Kriterien sowie durch die Rezeption international bereits bekannter Architekten und Architektinnen bestimmt. Eine neue Generation junger japanischer Avantgarde-Architekten, die in der Ausstellung präsentiert werden, entwickelten in den letzten Jahren anhand des Themas der Mini-Häuser neue räumliche Konzepte und interessante Lösungen, die für die Auseinandersetzung mit der Ressource Grundfläche als vorbildhaft bezeichnet werden können.
Die dichte Bebauungsstruktur in den Agglomerationen von Kansai und Tokyo führt dazu, daß Grundstücke einerseits teuer, andererseits die Ausmaße wie Zuschnitte derselben minimal sind und daher komplexe Lösungen benötigen. Grau, eng und gleichförmig bedecken Bauten und Straßen die Oberfläche bis zum Horizont. Mini-Häuser zeigen hier „unmögliche Möglichkeiten“
und verdeutlichen die Auseinandersetzung mit dem Paradigma der Enge des Raumes. Der Begriff „Mini“ ist somit nicht nur klischeehaft als japanisches Thema zu verstehen, sondern weist auf eine globale urbane Zukunft hin.
Die Unbestimmtheit und offensichtliche Vergänglichkeit dieser Häuser widerspricht zutiefst unserem westlichen Streben nach Eindeutigkeit und Dauerhaftigkeit. Wenn wir heute aber in der Architektur von Nachhaltigkeit und Dauerhaftigkeit sprechen, rechtfertigen wir damit oft zugleich gewaltige bauliche Eingriffe der Gegenwart. Während in der westlichen Architektur die Eleganz minimalistischer Konzepte auf Klarheit und Reduktion im Raum und Detail beruht, bleibt bei der Betrachtung dieser Häuser ein unerklärlicher Rest, ein Geheimnis.
Hannes Rössler schreibt: „Als ich in Japan ‚Raum’ suchte, wurde ich enttäuscht. Mein Koordinatensystem der Wahrnehmung fand keinen Nullpunkt.“ Die Beziehung architektonischer Körper untereinander bleibt als Eindruck oft unbestimmt und findet nicht als Form sondern als Anordnung oder Überlagerung statt. So entstehen „Zwischenräume“. Die Wohnhäuser der jüngsten Generation japanischer Architekten sind pure Zwischenräume, sowohl im Außen-
als auch im Innenraum.
Im Schnittpunkt aktueller Recycling-Konzepte und traditioneller japanischer Ästhetik, als „Container zum Wohnen“, drücken die Mini-Häuser auch einen zeitlichen Aspekt des Themas Zwischenraum aus. Es sind Strukturen auf Zeit, die sich an den Lebenszyklus ihrer Bewohner anpassen, Häuser mit Verfallsdatum, was Konstruktion und Kosten betrifft. Die Häuser sind demontabel und ihre Materialien, wenigstens potentiell, wieder verwendbar. Ihre Vergänglichkeit bestimmt auch ihre Schönheit.