Urban-Landscape Lab: Distinct Territories
führungEine Führung zu den Forschungsprojekten des Urban-Landscape Labs, die sich ganz unterschiedlichen Aspekten von zeitgenössischen (Stadt-)Landschaften widmen.
weiterlesen …Beitrag zur Ausstellung "Potenziale 3"
ausstellungInseln – eingeschrieben in den gefalteten Boden der raumgreifenden Installation des Intervention Labs – markieren die jeweils spezifischen Territorien der präsentierten Forschungsprojekte. Diese Distinct Territories widmen sich ganz unterschiedlichen Aspekten von zeitgenössischen (Stadt-)Landschaften: informelle, nicht geplante Siedlungen im Großraum von Lissabon und São Paulo, Zonen für die Lebensmittelproduktion an der Schnittstelle zwischen Stadt und Land, geopolitische Industriestädte entlang der texanischen Golfküste, die sich sowohl in der Klimakrise als auch in einem Ölboom wiederfinden, von Überflutungen bedrohte, schnell wachsende Küstenstädte wie Mumbai, sowie von selbstlernenden Maschinen generierte, künftige urbane Landschaften, die menschliche und nicht menschliche Spezies integrieren.
Methodisch basieren alle Arbeiten auf konkreten Fallstudien oder Untersuchungen, die spezifische räumliche Phänomene behandeln. Inhaltlich betrachten sie Zonen, die weder eindeutig städtisch noch rural sind. Gebiete also, die durch städtisches Wachstum, industrielle Infrastrukturen oder digitale Prozesse gekennzeichnet sind. Aspekte der Nachhaltigkeit werden auf unterschiedlichen Ebenen angesprochen, dabei spielen sowohl soziopolitische, kulturelle, ökonomische wie auch ökologische Fragen eine Rolle: Welche übergeordneten globalen Systeme prägen die Entwicklung der untersuchten räumlichen Phänomene und Organisationsformen? Welche sozialräumlichen Auswirkungen hat der Klimawandel? Können dynamische partizipative Planungsstrategien und adaptive Typologien einen Beitrag zu einer nachhaltigeren Gestaltung unserer Umwelt leisten? Welche Rolle nehmen neue Technologien in der Interpretation und Gestaltung von Landschaft ein?
beiträge zur ausstellung
Millionen von Menschen leben weltweit in selbstorganisierten Siedlungen, da sie keinen Zugang zu leistbarem Wohnraum finden. Der Umgang mit informellem Stadtwachstum reicht von staatlichen Maßnahmen wie Abriss und Umsiedlung, über Programme zur Aufwertung der bestehenden Strukturen bis zu lokalen gemeinschaftlichen Initiativen. Wesentliche Aspekte dieser Siedlungsmodelle sowie deren Entstehung, Transformation und Wahrnehmung werden von Birgit Brauner in einer Zeitschrift, die zum Mitnehmen aufliegt, veranschaulicht.
Die Lebensräume marginalisierter Stadtbewohner*innen sind auch Gegenstand der Arbeit von Ketham Santosh Kumar. Überschwemmungen infolge des Klimawandels betreffen insbesondere die Bewohner*innen zahlreicher Slums asiatischer Küstenmetropolen wie Mumbai. Mittels Karten, Zeichnungen, Fotografien und Filmen werden die Auswirkungen von steigenden Meeresspiegeln und Überflutungen auf die Stadtlandschaft und ihre Bewohner*innen aufgezeigt.
Weitreichende Transformationsprozesse sind auch Thema der Forschungsarbeit von Oswald Jenewein, die sich an der Schnittstelle zwischen Architektur und Landschaftsarchitektur bewegt. Anhand industriell geprägter Stadtlandschaften entlang der Texanischen Küste werden die Auswirkungen fossiler Energieträger auf die natürliche wie gebaute Umwelt aufgezeigt. Untersuchungen zu adaptiven Gebäudetypologien bilden die Grundlage zur Entwicklung von möglichen Anpassungsstrategien für nachfossile Stadtlandschaften.
Ian Gillis widmet sich der Frage, wie die Gestaltung zukünftiger Agrarlandschaften Konsument*innen und global agierende Systeme der Lebensmittelproduktion wieder in Beziehung setzen kann. In seiner Untersuchung der Beziehung zwischen Städten und den sie versorgenden Landschaften greift er auf die theoretischen Konzepte des Terroir (1) und der Nicht Orte (2) zurück. Diese sich diametral gegenüberstehenden Modelle werden in der Ausstellung anhand von zahlreichen Fallbeispielen beleuchtet.
Das Projekt von Stephan Sigl und Vadim Smakhtin untersucht die Wechselwirkungen von Digitalisierung und den damit in Verbindung zu bringenden materiellen Transformationen von menschlichen und nicht-menschlichen Strukturen in ausgedehntem Maßstab. Landschaft wird zum Träger und Empfänger von digitalisierten Informationen und weist in dieser Hinsicht Eigenschaften von Materialität wie auch Virtualität auf. Präsentiert werden digitale Animationen – generiert aus hochaufgelösten Daten – die eine spezifische ästhetische Sprache dieser Prozesse vermitteln.
(1) Der Begriff Terroir beschreibt den Einfluss aller Umweltfaktoren und kulturellen Praktiken auf die Entwicklung von speziellen Lebensmittelprodukten.
(2) Vgl. Marc Auge: Nicht Orte. C.H. Beck 2010. Hier bezieht sich der Begriff der Nicht Orte auf die anonymen Räume der globalen Lebensmittelproduktion.
urban-landscape lab
birgit brauner geb. 1973 in Barnstorf (DE); PhD: „Bottom-up and Top-down: from local collaborative approaches towards state policies on informal urban growth in Lisbon and São Paulo”
ian gillis geb. 1982 in Oklahoma (USA); PhD: „Terroir to Non-Place: defining future food territories”
oswald jenewein geb. 1989 in Rum (AT); PhD: „Regimes of Space: Typological Transformations towards Post-Oil Environments”
ketham santosh kumar geb. 1983 in Narsingi (IN); PhD: „Adaptive Architecture and Urbanism“
stephan sigl, geb. 1973 in Bludenz (AT); PhD: „Systemic Knowledge Ecologies“
vadim smakhtin, geb. 1988 in Samara (RU); PhD: „Digital Materiality“
Für nähere Informationen zu den einzelnen Beiträgen haben die Autor*innen pdf-files (s. Downloads) sowie Kurzfilme zusammengestellt.
Ian Gillis – Terroir to Non-Place | potenziale 3 from potenziale 3 on Vimeo.
Oswald Jenewein – Spatial Regimes | potenziale 3 from potenziale 3 on Vimeo.
Ketham Santosh Kumar – Adaptive Architecture and Urbanism | potenziale 3 from potenziale 3 on Vimeo.
Stephan Sigl – Systemic Knowledge Ecologies | potenziale 3 from potenziale 3 on Vimeo.
Vadim Smakhtin – Digital Materiality | potenziale 3 from potenziale 3 on Vimeo.
Eine Führung zu den Forschungsprojekten des Urban-Landscape Labs, die sich ganz unterschiedlichen Aspekten von zeitgenössischen (Stadt-)Landschaften widmen.
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