eins zu zwei – zwei zu eins
ausstellungEine von EOOS und the next ENTERprise – architects gemeinsam entwickelte Ausstellung, die sich der Erfahrungswelt von Erwachsenen und Kindern widmet.
weiterlesen …ein textbeitrag, erschienen in aut: info, nr. 1/2012
Im Zurückversetzen in die Kindheit lösen sich die Disziplinen Design und Architektur auf. Entbunden von Produktionsbedingungen, Spezialisierungen, Moden und kapitalistischer Konsumation entstehen Handlungsweisen, die tief sitzende Wünsche und Ängste reflektieren. Für die Erforschung dieser entlegenen Bereiche hat sich EOOS ein Werkzeug „gebaut“: Die Poetische Analyse. Mit ihr werden Bilder, Rituale und Geschichten freigelegt, um den Dingen auf den Grund zu gehen und neue Ausgangspunkte für die Gestaltung zu finden. Für eine Welt, in der der Mensch im Spannungsfeld zwischen dem Archaischen und dem Technologischen steht, und für eine Welt, die durch einen kurzsichtigen, globalen, ungebremsten und unintelligenten Konsum in eine ökologische Krise geraten ist.
Bilder, Rituale und Geschichten sind der Ausgangspunkt für die, eigens für die Ausstellung „eins zu zwei – zwei zu eins“ entwickelten Interventionen von EOOS. Sie sind aber auch das Ergebnis eines spannenden und bereichernden Diskurses mit Marie-Therese Harnoncourt und Ernst J. Fuchs über die Ausgangspunkte der jeweiligen Gestaltungsansätze und Formulierungen von Visionen für Design und Architektur. Der Gestehungsprozess der Ausstellung wurde zur Reise in ein Wunderland, in dem sich Maßstäbe verschieben und Alter und Größe der BetrachterInnen keine Rolle mehr spielen. Die Ausstellung wurde zu einem Rechercheprojekt, das durch das gemeinsame Träumen beeinflusst wurde.
Die Interventionen beginnen beim Eingang ins aut. Die Ritualisierung des Eingangs ist seit jeher eine wichtige dramaturgische Maßnahme der sakralen Architektur. Der Eingang ist aber auch die Schnittstelle, an der sich Design und Architektur ganz nahe kommen und an der ein Maßstabssprung meist unvermeidlich ist. In Wien gibt es viele alte Häuser, bei denen man diesen Maßstabssprung beobachten kann: Es gibt dort eine Türe für das Haus und in dieser Türe eine Türe für den Menschen.
Aber wie groß ist ein Mensch? Dieser Frage widmet sich eine weitere Intervention, für die Geschichten von Menschen recherchiert wurden, die so groß wie Riesen oder so klein wie Zwerge sind. Le Corbusier hat ja sich selbst zum alleinigen Maßstab genommen, um ein allgemeingültiges Maßsystem für die Architektur zu schaffen. Die Positionen des Körpers im Raum beim Hocken, Sitzen und Stehen dienten als Grundlage der Entwicklung von Hockern, Sesseln, Tischen, Stehtischen, Barhockern und Räumen. EOOS hat für die Ausstellung Objekte geschaffen, die das ursprüngliche Bild eines archaischen Gebrauchsgegenstandes aufnehmen, typologisch aber nicht eindeutig ausformuliert sind: HockerSesselTischRaum. In einem Maßstabsraum wird sichtbar, wie sich die Wahrnehmung vom „Riesen“ zum „Zwerg“ verschiebt. Wie die Kinder können wir hier unter einem Sessel sitzen oder darüber staunen, wie klein die Möbel und Räume unserer Kindheit waren.
EOOS
Martin Bergmann (geb. 1963), Gernot Bohmann (geb. 1968), Harald Gründl (geb. 1967)
alle drei Studium an der Hochschule für angewandte Kunst in Wien; 1990 erste Zusammenarbeit; 1995 Gründung von EOOS; Arbeit in den Bereichen Furniture Design, Product Design und Brand Spaces für Kunden wie Adidas, Alessi, Armani, Bulthaup, Dedon, Duravit, MatteoGrassi, Walter Knoll, Zumtobel; Zahlreiche internationale Auszeichnungen u. a. 2004 „Compasso d’Oro“ für Kube, produziert von MatteoGrassi; 2007 „Österreicher des Jahres“ im Bereich Creative Industries; 2010 Designpreis der Bundesrepublik Deutschland in Gold für die mobile Werkstattküche b2, produziert von Bulthaup
einzelausstellungen(Auswahl)
1999 „Ritual-Culture-Poetry“, Galleria Carla Sozzani, Mailand; „Living Platforms“ Zumtobel Staff Lichtforum, Mailand und 100%design, London; 2000 „short cuts“, bene Büromöbel, Wien; „a global lifeform”, Städtische Galerie Lienz; 2001 „MAK NITE“, Museum für Angewandte Kunst, Wien; „the bird“, Brusa Bezistan, Sarajevo; 2002 „EOOS-Laboratorium“, Ambiente – Messe Frankfurt, Frankfurt; 2007 „The Death of Fashion“, Shipley Art Books, London Fashion Week; 2008 „The Cooked Kitchen“, MAK, Wien
ausstellungsbeteiligungen (Auswahl)
1998 – 2002 Road-Show „Design.Now.Austria“, Lissabon, Wien, Prag, Barcelona und Tokio; 2004 – 05 „Contemporary Austrian Design 3“, Budapest, Laibach, Prag und Brünn; 2007 „Schaurausch“, OK Offenes Kulturhaus Oberösterreich, Linz; 2009 „Real-World Laboratory – Central European Design“, Frankreich, Ungarn, Österreich (Teilnahme mit b2); 2010 Tokyo Designers Week; Salone del Mobile, Mailand; 2011 „Austrian Design Avantgarde“, Designcenter Linz
publikationen
2007 Harald Gründl, EOOS „The Death of Fashion. The Passage Rite of Fashion in the Show Window“; 2008 EOOS „The Cooked Kitchen. A Poetical Analysis“ (beide erschienen im Springer Verlag)
Eine von EOOS und the next ENTERprise – architects gemeinsam entwickelte Ausstellung, die sich der Erfahrungswelt von Erwachsenen und Kindern widmet.
weiterlesen …