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ausstellungEine von zwei Filmemacherinnen und zwei Fotografen gemeinsam entwickelte Ausstellung, bei der das aut in eine Black Box verwandelt und die räumliche Wahrnehmung radikal verändert wird.
weiterlesen …ein textbeitrag, erschienen in aut: info, nr. 1/2014
Ein Simulacrum, so der französische Philosoph Roland Barthes, rekonstruiert seinen Gegenstand durch Selektion und Neukombination und konstruiert ihn so neu. In diesem Sinne beginnt die Gestaltung eines Filmes bei der Auswahl des Aufnahmematerials – wird digital oder analog gefilmt, auf Super 8, 16 mm oder 35 mm und mit welchem Bildseitenverhältnis? Ist die Materialwahl geklärt, folgt die Frage nach der visuellen Annäherung – ist die Kamera statisch im Raum fixiert oder bewegt sie sich durch diesen, und wenn ja, auf welche Weise? Welche konkreten Bildausschnitte werden gewählt und gibt es innerhalb dieser inszenierte Handlungen? Werden Tonaufnahmen vor Ort gemacht oder entsteht der Sound abseits der Dreharbeiten?
Ist alles Material versammelt, wird die Information zunächst in kleine Einheiten zerlegt, um sie dann im Prozess der Montage zu neuen Sequenzen zusammenzufügen, zu einer „Welt, die der ersten ähnelt, sie aber nicht kopieren, sondern einsehbar machen will“, wie Barthes die Idee des Simulacrum definiert.
Die größte Faszination an der filmischen Raumvermessung liegt für mich in der intensiven Auseinandersetzung mit einem Ort. Auf unmittelbarste, physische Weise erarbeitet sich der Körper mit seiner „Sehprothese“, der Kamera, ein Gebäude oder eine Landschaft. Raum wird nicht als statische Gegebenheit im kartesianischen System betrachtet, sondern vielmehr als Ensemble unterschiedlichster Sensationen, das an die körperliche Erfahrung des „Ergehens“ gebunden ist.
Die Methode – die Art und Weise, in der sich die Kamera den Raum aneignet – wird bereits von der Wahl des Aufnahmematerials mitbestimmt. Eine analoge Filmaufnahme, die unter anderem einen aufwändigen und teuren Produktionsprozess mit sich zieht, erfordert andere Herangehensweisen als eine Digitalaufnahme. Mit der Wahl der Materialität entscheidet sich aber auch die Oberflächengestaltung eines Films. So produziert etwa das Phänomen der Körnung von analogem Filmmaterial bereits bewegte Bilder bevor im Bild überhaupt Bewegung stattfindet.
Die Montage bestimmt den Rhythmus des Films und gibt die grundlegende Lesart vor. Folgt die Struktur der Handlung oder bestimmt sie vordergründig die Form?
Raumstruktur wird Filmstruktur.
Raum als Film.
lotte schreiber
geb. 1971 in Mürzzuschlag; Filmemacherin, Künstlerin, Kuratorin; lebt und arbeitet in Wien; Architekturstudium an der TU Graz, der University of Edinburgh und Federico II. Neapel; seit 2000 diverse Projekte im Bereich Film, Audiovisuelle Installationen, Kunst am Bau; 2002 – 09 Assistentin am Institut für Raum und Design an der Kunstuniversität Linz; 2009 – 10 Programmgestaltungsbeirat des Architekturforum Oberösterreich; seit 2010 Kuratierung der Programmschiene „Architektur und Gesellschaft“ für Crossing Europe Filmfestival Linz; seit 2012 Lehrbeauftragte an der New Design University, St. Pölten; Preise u. a. 2003 Best Experimental Film, New York Underground Filmfestival; 2009 Best Documentary, section architecture, Milano; 2011 Outstanding Artist Award für Avantgarde Film des BMUKK; 2013 Award for Best Short Film, Edinburgh Int. Film Festival
film-/videografie
2012 GHL; 2011 Tlatelolco; 2011 EVN Collection – a kind of a portrait; 2011 Git Cut Noise (mit/für Radian); 2008 Borgate; 2006 a1b2c3 (mit Norbert Pfaffenbichler); 2005 Domino; 2004 Piano Phase (mit Norbert Pfaffenbichler); 2003 I.E.; 2002 quadro; 2001 36 (mit Norbert Pfaffenbichler)
festivalscreenings (Auswahl)
2013 Edinburgh Int. Film Festival; Ficunam, Mexiko; Int. Kurzfilmtage Oberhausen (D); 2012 Roma Filmfestival; BAFICI, Buenos Aires; DIAGONALE, Graz; 2011 VIENNALE; 2010 Vienna Independent Shorts; 2009 Vision du Réel, Nyon (CH); Hong Kong International Film Festival; 2008 IDFA, Amsterdam; Jihlava Documentary Film Festival (CZ); 2007 Moving Patterns, ACF, NYC; 2006 Cinéma du réel, Paris; 2005 Isfahan Int. Short Film Festival, Teheran; 2004 VIENNALE; 2003 EMAF – Europ. Media Art Festival, Osnabrück; 2002 Toronto Int. Film Festival; 2001 Int. Film Festival, Leeds
ausstellungen (Auswahl)
Zahlreiche Ausstellungsbeteiligungen, zuletzt u. a. 2012 Ground Control, Kunsthaus Mürzzuschlag; 2011 Galerie Maerz, Linz; 2010 Fundacja Art Transparent, Warschau; 2009 CINEPLEX, Secession, Wien; See this Sound, Lentos Museum, Linz; 2008 We declare: Spaces of Housing, gallerygachet, Vancouver
Eine von zwei Filmemacherinnen und zwei Fotografen gemeinsam entwickelte Ausstellung, bei der das aut in eine Black Box verwandelt und die räumliche Wahrnehmung radikal verändert wird.
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