ursula klein • valentine troi: splined spheres
ausstellungEine Ausstellung mit raumübergreifenden Installationen von Ursula Klein und Valentine Troi, die das Jahresthema "Konstruktion, Material und Experiment" fortführt.
weiterlesen …ein textbeitrag, erschienen in aut: info, nr. 2/2013
„Doch pah, ist der Ausgangspunkt der fatalste, heimst man zum Schluß das Originalste.“
(Henrik Ibsen, Peer Gynt)
Am Anfang stand die eigene Hilflosigkeit, beim Versuch – als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für experimentelle Architektur.Hochbau der Universität Innsbruck – Studierende bei ihren experimentellen 1:1-Umsetzungen der virtuell generierten Entwürfe zu unterstützen. Während sich die freien Geometrien computergestützt mit Leichtigkeit entwickeln ließen, zogen plumpe materielle Umsetzungen die Projekte regelmäßig nach unten. Denn klassische Baumaterialien werden oft genötigt, sich zu biegen, wo sie sich eigentlich nicht biegen wollen. Allerdings bietet die Industrie auch zu wenig originelle Lösungen an und in der Regel sind bei Bauprojekten kaum Zeit und Geld für experimentelle Materialentwicklungen vorhanden.
Zu neuen Entwurfsmethoden auch neue Materialien und Technologien zu entwickeln, nämlich weiche Materialien, die sich mit der gleichen Leichtigkeit biegen und formen lassen, wie die splines am Bildschirm, war mein Ziel. Den Forschungsauftrag der Universität nutzend, wurde der erste Forschungsantrag zum Thema kurzfristig formuliert und eingereicht. Das anonyme Gutachten war allerdings so negativ – man traue das vorgelegte Entwicklungsprogramm vom frei formbaren Werkstoff splineTEX zwar Chemikern zu, Architekten wären damit aber überfordert, so das Argument –, dass das Projekt die eigene Werkstatt im Keller längere Zeit nicht verlassen konnte und nur mit Hilfe von Studierenden auf freiwilliger Basis die Umsetzung eines extra großen Prototypen ermöglicht wurde. Die erste, 10 m lange, 3 m breite und 2 m hohe superTEX-Bar, eine Konstruktion aus splineTEX, sollte die Zweifler eines Besseren belehren.
Der Trotz hat sich gelohnt, denn in weiterer Folge konnte das Material splineTEX an der Universität ein Jahr lang gut budgetiert derart weiterentwickelt werden, dass sich bereits 2010 eine Unternehmensgründung zur Verwertung der Technologie, gemeinsam mit dem Industriepartner Thöni und der Universität Innsbruck, anbot.
Bei „splineTEX“ handelt sich um einen schlauchförmigen Faserverbundwerkstoff, bestehend aus Kohle-, Glas-, Basalt- oder Hanffasern und einer Harzmatrix, wodurch eine sehr leichte, vor allem aber hochbelastbare Konstruktion erzeugt werden kann. In weichem Zustand verhält sich das Material wie ein normaler Gartenschlauch und kann – ohne aufwändigen Formenbau zu benötigen – in die gewünschte Form gebracht werden, die dann anschließend mit einer Matriximprägnierung gehärtet wird.
Seit 2011 entwickeln wir unter dem Firmennamen „superTEX composites GmbH“ nicht mehr nur im Kontext von Architektur und Design, sondern auch splineTEX Komponenten für die Automobil-, Flugzeug-, Boots- und Sportgeräteindustrie. Und ein aktuelles Vorprojekt für EADS Astrium – nämlich leichte, sich im Weltraum entfaltende Konstruktionen – könnte sogar Gestalten in und mit der Schwerelosigkeit bedeuten.
valentine troi
geb. 1977 in Brixen (Italien); 1996 – 2004 Architekturstudium an der Leopold Franzens Universität Innsbruck; seit 2004 freischaffende Architektin; 2003 – 05 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für experimentelle Architektur.studio 3 sowie 2006 – 10 am Institut für experimentelle Architektur.Hochbau an der LFU Innsbruck; seit 2008 Leiterin des Forschungsprogrammes „superTEX – textile Qualitäten faserverstärkter Kunststoffe“; seit 2011 Geschäftsführerin des von ihr gegründeten Unternehmens „superTEX composites GmbH“ in Telfs
projekte (Auswahl)
seit 2003 Leitung und Bearbeitung unterschiedlichster Projekte u. a. 2005 „Bar_jeder Logik“, Architekturbotschafter zwischen Nord- und Südtirol, gezeigt u. a. bei transart – 5. Festival für zeitgenössische Kunst (gem. mit StudentInnen des Instituts für experimentelle Architektur. studio 3 der LFU Innsbruck; 2007 – 08 „cyberbarock_Baumhaus“, Dornbirn (gem. mit Marjan Colletti und StudentInnen des Instituts für experimentelle Architektur.Hochbau der LFU Innsbruck); 2009 „superTEXBar“, materialtechnologischer Prototyp anlässlich der 40 Jahr-Feier der Baufakultät Innsbruck (gem. mit Stefan Strappler, Georg Wieser und Michael Zopf)
Eine Ausstellung mit raumübergreifenden Installationen von Ursula Klein und Valentine Troi, die das Jahresthema "Konstruktion, Material und Experiment" fortführt.
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