Regie: Hélène Guétary. Frankreich. 2008. 26 min. Farbe. DF
aus: Themenbereich V - Design und Alltagskultur
Diese überaus originelle TV-Reihe vom französischen Kultursender "arte" und "Le Monde du Design" stellt eine geistreiche Verbindung zwischen einem Designprodukt und der Zeit seiner Entstehung. Unter der Lupe wird dieses Mal der formlose Sitzsack "Le Sacco" genommen - ein einzigartiges "Möbelstück" des norditalienischen Möbelherstellers "Zanotta". Der Sack-Sessel kam im Revolutionsjahr 1968 auf den Markt - zu einer Zeit, in der die ganze Gesellschaft mitsamt ihrer Lebens-, Denk- und Verhaltensformen kritisch in Frage gestellt wurde. Kein Wunder, dass für „Le Sacco“ neben der Pop Art auch der anarchistische und spielerische Geist dieser Epoche Pate stand. Die drei jungen italienischen Architekten Piero Gatti, Cesare Paolini und Franco Teodoro hatten vor allem ein Möbelstück im Sinn, das sich perfekt an jeden Körper anpassen und in jeder Sitz- und Liegesituation nutzbar sein sollte - er sollte auch billig, stabil und leicht sein. Dieser Anspruch passte also in den Zeitgeist der Hippies, Anarchos und visionären Utopisten. Außerdem sind die bunten, mit weichem Kunstleder überzogenen Sitz- und Stützflächen, mit Polystyrolperlen gefüllten Kissen farbenfroh, leicht und machen einfach gute Laune. So wird jedes Wohnzimmer zur Spielwiese. Der "Sacco" verkörperte zudem auch die Freiheit. So wie die Form des Sitzsacks flexibel bleibt, ist auch der Platz eines jeden in der zwangslosen Gesellschaft nicht mehr statisch reglementiert und vorgegeben. Bei der Umsetzung des "Anti-Fetischs" orientierten sich die junge Designer an Naturphänomene. Ähnlich wie frischer Schnee oder Wasser den Körper sanft umschließen, soll auch der "Sacco" den menschlichen Konturen ergonomisch folgen, eben weich und kuschelig. Diese neue Konzeption vom häuslichen Komfort und zwanglosen Leben lädt zu einem kreativen Umgang mit Sitzmöbeln der Zeit ein, etwa die poppigen Wohn-Environments von Vernon Panton, Joe Columbo und Gaetano Pesce. Der Sacco verband auch die strenge westliche Sitzkultur mit dem orientalischen Diwan oder der fernöstlichen Bambusmatte auf dem Boden.
Drei Kurzfilme, in denen prototypische Produkte des italienischen Nachkriegsdesigns porträtiert werden, die als ästhetische und technologische Neuerungen ihre jeweilige Epoche widerspiegeln.
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