Architektur ist ein synästhetisches Phänomen, das nicht nur mit den Augen erfahren wird. Architektur geht buchstäblich unter die Haut und wird multisensorisch erlebt. Betrachtet man allerdings heute Renderings, Architekturfotografien und den Bilderrausch auf Instagram, so wird deutlich, dass die Vermittlung von Architektur äußerst bildlastig geworden ist und alle anderen Sinneswahrnehmungen ausgeblendet werden. Auch in der Architekturkritik, in Ausstellungen und Büchern dominiert die Sprache des Sehens und des geschönten Seins, ohne Spuren des alltäglichen Lebens und ohne körperliche Dimension.
Wie aber lassen sich die verschiedenen sinnlichen Aspekte von konkreter, letztendlich jedoch physisch abwesender Architektur in einer Ausstellung spürbar machen? Welche Sinne können aktiviert werden, um eine Wahrnehmung von Architektur abseits von Bildmedien anzubieten, die entweder bewusst rezipiert oder „nur“ subkutan empfunden wird? Diese Fragen spielen für Arno Ritter eine zentrale Rolle bei der Konzeption von Ausstellungen. Anhand von Beispielen aus 30 Jahren aut wird er aufzeigen, wie es immer wieder gelingt, eine inhaltliche und atmosphärische Dichte zu erzeugen, die berührt und das Abwesende bestmöglich vermittelt.
arno ritter
geb. 1965 in Wien; Studium der Publizistik, Geschichte und Philosophie in Wien; 1992 – 95 Sekretär der ÖGFA Österreichische Gesellschaft für Architektur; seit 1995 Leiter des aut. architektur und tirol (vormals Architekturforum Tirol) in Innsbruck; seit 1999 Mitglied des Landeskulturbeirates für Tirol; 2000 – 05 Vorstandsmitglied der Architekturstiftung Österreich; 2005 – 09 Mitglied des Beirats „Kunst und Bau“ des Landes Vorarlberg; 2003 – 12 Lehrauftrag für Architekturkritik und kuratorische Praxis an der Universität Innsbruck; 2009/10 Lehrbeauftragter an der Universität für angewandte Kunst in Wien am Institut für „Transmediale Kunst“; 2012 Kommissär des österreichischen Beitrages für die Architekturbiennale in Venedig; 2015 – 21 Beiratsmitglied des Werkraum Bregenzerwald