das territorium als kapitalistische konstruktion
mit andreas flora, wolfgang andexlinger und martin strele
nimm 33 kurzvorträge und diskussion mit Andreas Flora, Wolfgang Andexlinger und Martin Strele
moderation Andreas Flora
In Bezugnahme auf die zwei Vorträge von Alfons Dworsky und Erich Raith zum Territorium als soziale bzw. als energetische Konstruktion widmet sich dieses „nimm 3“ einer weiteren Facette der gesellschaftlichen Einflussnahme auf den ländlichen Raum. Ausgehend von drei Fallbeispielen werden Andreas Flora, Wolfgang Andexlinger und Martin Strele die Entwicklung peripherer Räume aus lokaler, urbaner und schließlich globaler Perspektive betrachten.
„Das Land hat in einem weit höheren Ausmaß das Potential Menschen zu ernähren und sie mit Energie zu versorgen, als dies in urbanen Regionen möglich ist. Dies rückt den Fokus wirtschaftlicher Interessen wieder vermehrt aus den Zentren in den peripheren Raum.
Gleichzeitig nimmt die landwirtschaftliche Prägung peripherer Siedlungen rasant ab, weil der Anteil der in der Landwirtschaft tätigen Bevölkerung inzwischen verschwindend gering ist und die Strukturen der Landwirtschaft sich mehr und mehr denjenigen der Industrie annähern.
Die phänomenologischen Erwartungen ans Land – besonders aus der urbanen Perspektive – sind gänzlich andere: das Land erscheint als Gegenentwurf zur kapitalgeprägten Stadt. Es weckt Sehnsüchte nach Ursprünglichkeit und Naturnähe. Gleichzeitig führen aber diese Bedürfnisse mancherorts in Form von Massenphänomenen zu ökonomischen, sozialen und ökologischen Ungleichgewichten.
Derartige Widersprüche wirken sich negativ auf die innere Logik ländlicher Räume aus. Auch kulturelle Stereotype und Prägungen versperren eine klare Sicht auf die gegenwärtigen Herausforderungen. Die in der Veranstaltung anvisierte Gegenüberstellung von räumlichen Phänomenen in den Industrie-, Schwellen- und Entwicklungsländern erlaubt Ursache und Wirkung globaler und lokaler Einflüsse zu identifizieren und zu verstehen.
Welche Fragen der Raumentwicklung sind lokal zu beantworten und welche nur unter Einflussnahme auf globaler Ebene beherrschbar? Welche Rolle spielen Phänomene des Ortes, welchen Einfluss nimmt die Gesellschaft und wann können Entscheidungen für den Ort nur auf politischer Ebene getroffen werden?“ (Andreas Flora)
andreas flora
geb. 1969 in Schlanders; Architekturstudium in Wien und Innsbruck; seit 2000 Bürogemeinschaft „Sapinski Salon“mit Gilbert Sommer; Universitätsassistent am Institut für Gestaltung der Universität Innsbruck; Schwerpunkte: Nachhaltiges Design und Raumentwicklung
wolfgang andexlinger
geb. 1974 in Innsbruck; Architekturstudium in Wien und Delft/NL; seit 2002 Mitglied der Gruppe YEAN; seit 2006 am Institut für Städtebau und Raumplanung der Universität Innsbruck; Schwerpunkte: Stadt- und Regionalentwicklung, alpine Tourismusregionen
martin strele
geb. 1974 in Bludenz; Studium „Sustainable Agriculture and Rural Development“ an der Boku, TU und Uni Wien; Seminar für Ländliche Entwicklung an der Humboldt Universität zu Berlin; Mitbegründer der Kairos – Wirkungsforschung & Entwicklung gemeinnützige GmbH mit Sitz in Bregenz
Veranstaltung im Rahmen der Reihe „ins land eini schaun ...“ in Kooperation mit „LandLuft. Verein für Baukultur und Kommunikation in ländlichen Räumen“ und „Die Dorferneuerung in Tirol“