Magnus Treiber: Die Schicken, die Gammler und die Frommen
Asmara nach dem Grenzkrieg 1998 – 2001
vortrag
15Nov
Der Ethnologe Magnus Treiber widmet sich seit nunmehr knapp zwei Jahrzehnten dem Horn von Afrika und gilt als einer der wenigen Eritrea-Experten im deutschsprachigen Raum.
Nach dem vorläufigen Ende des Grenzkrieges mit Äthiopien im Jahr 2000 gerät die eritreische Führung in eine innenpolitische Krise, die das Land schließlich in die Diktatur führt. Eine Zeit lang aber ist die Zukunft des Landes offen und in der unmittelbaren Nachkriegszeit auch wieder voller Hoffnung. Diese spiegelt sich in vorsichtigen politischen Debatten und kulturellen Freiräumen, die das Stadtleben Asmaras insbesondere jungen Leuten bietet. In verschiedenen Freizeitmilieus bilden sich Lebensstile heraus, die auch auf die politische Situation reagieren, vor allem aber auf ihre Weise die existentielle Frage nach dem „Wer bin ich und wer will ich sein?“ zu beantworten suchen. Dass sich daraus die massenweise Auswanderung junger Menschen aus Eritrea mit all ihrem Leid, ihren Toten und ihren schwierigen Neuanfängen ergeben wird, ist den Schicken, den Gammlern und den Frommen in diesen Jahren noch nicht klar.
Der Vortrag von Magnus Treiber im Rahmen der Ausstellung „Asmara – The Sleeping Beauty“ erläutert, wie die urbanen Milieus und Lebensstile die Migration der kommenden Jahre mit vorbereiteten.
magnus treiber geb. 1973 im Allgäu (D); 1994 – 2000 Studium der Neueren deutschen Literatur, Ethnologie und Politischen Wissenschaft an der LMU München; 2005 Promotion an der LMU München; 2016 Habilitation an der Universität Bayreuth zur Migration aus Eritrea; tätig an den Universitäten München, Bayreuth und Addis Abeba; seit 2016 Professur für Ethnologie an der LMU München
publikationen (Auswahl) 2005/2016 Der Traum vom guten Leben. Die eritreische warsay-Generation im Asmara der zweiten Nachkriegszeit. LIT-Verlag; 2017 Migration aus Eritrea. Wege, Stationen, informelles Handeln. Dietrich Reimer Verlag; „A city goes abroad – remembrance and hope in migration from Asmara“. In: Volgger, Peter; Graf, Stefan (eds.): Architecture in Asmara. Colonial Origin and Postcolonial Experiences. DOM publishers, 375 – 381.
Eine von Stefan Graf und Peter Volgger kuratierte Ausstellung, die mittels Architekturmodellen, Plänen, Fotobüchern und Filmen ein differenziertes Bild der eritreischen, ehemaligen italienischen Kolonialstadt Asmara zeigt.
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