marcel meili: die schweiz - ein städtebauliches portrait
vortragIn seinem Vortrag wird Marcel Meili sich jenen zwei Zonen besonders zuwenden, welche in der Schweiz fast den ganzen Alpenraum bedecken: die alpinen Ressorts und die alpinen Brachen.
1999 gründeten Roger Diener, Jacques Herzog, Pierre de Meuron und Marcel Meili in Basel ein Satelliteninstitut der ETH Zürich: Das „Studio Basel“. Gegenstand der Arbeit dieses Institutes ist die Untersuchung von urbanen Strukturen unter den Bedingungen der Globalisierung. Das Studio geht – anders als viele heute einflussreiche urbanistische Ansätze – davon aus, dass die Internationalisierung der Lebensbedingungen nicht von selbst zu einer Ähnlichkeit oder Verwechselbarkeit von Städten und städtischen Kulturen führt, sondern im Gegenteil neue Formen der Besonderheit, der Örtlichkeit und der Differenz hervorrufen wird. In diesen Unterschieden wird sich – trotz Virtualität und Informationsflut – eine Konkretheit und Materialität behaupten, wenn nicht sogar neu konstruieren. Das Studio Basel widmet sich der Untersuchung dieser Phänomene in der Wahrnehmung der Städte.
„Die Schweiz – ein städtebauliches Portrait“ war während vier Jahren das erste Forschungsprojekt des Studios, in dem – zusammen mit Studenten und wissenschaftlichen Mitarbeitern, teils auch aus anderen Disziplinen – der Zustand des Landes unter dem Gesichtspunkt seiner vollständigen und flächendeckenden Urbanisierung nachgezeichnet wird. In Dutzenden von „Bohrungen“, verteilt über das ganze Land und das nahe Ausland, wurde nach gemeinsamen Kriterien der jeweilige Stand in der urbanen Transforma-
tion erfasst und dargestellt. „Das kondensierte Ergebnis der Studie ist eine Karte von fünf verschiedenen Urbanisierungstypen, welche Analyse und Projekt über die Schweiz in einem sind. Die Zonen stellen gegenwärtige Formen einer urbanen Existenz in der Schweiz dar und sie verschärfen diese gleichzeitig. Die Schweiz als multikulturelles und polyzentrisches Land ist auf den Reichtum der Differenzen auf existentielle Weise angewiesen. Deshalb ist das Portrait Archäologie und Entwurf in einem.
Das bemerkenswerte an diesem neuen ‚Stadtplan’ der Schweiz ist, dass er mit keiner einzigen der klassischen Gliederungsformen des Landes übereinstimmt, weder mit topographischen, föderalistischen noch kulturellen. Die Schweiz wird also, will sie sich unter gegenwärtigen Bedingungen auch als urbaner Raum weiterentwickeln, vor allem mit der Kraft ihrer eigenen Tradition kämpfen. Oder sie wird ihre innere Dynamik unter den existierenden Strukturen ersticken.“ (Marcel Meili)
biographie
geb. 1953
Studium an der ETH Zürich und an der Universität Wien;
Mitarbeit im Büro Dolf Schnebli, Zürich;
seit 1987 eigenes Büro zusammen mit Markus Peter in Zürich;
u. a. Gastdozent GSD an der Harvard-Universität, Cambridge (USA) und an der ETH Zürich;
seit 1999 Professor für Architektur im Studio Basel der ETH Zürich
bauten (Auswahl)
1993 – 1995 Holzbrücke, Murau (Ö)
1993 – 1995 Kino RiffRaff, Zürich
1991 – 1999 Schweizerische Holzfachschule Biel
1995 – 2000 Center for Global Dialogue, Swiss Re, Rüschlikon
1995 – 1997 Perrondächer Hauptbahnhof Zürich
1995 – 2004 Hyatt Hotel, Zürich
2000 – 2001 Parasite Pavilion, Rotterdam (NL)
2001 – 2007 Fußballstadion, Zürich
2003 – 2006 Mustersiedlung Mauerbach, Wien