[typo]graphic
Seit der Übersiedelung ins Adambräu 2005 widmete sich das aut im Rahmen der Vortragsreihe [typo]graphic regelmäßig dem Thema der zeitgenössischen Grafik und Typographie.
weiterlesen …Fast zeitgleich zu der im Sommer 2009 im aut gezeigten Installation „Alphabet Innsbruck“ von Andreas Uebele erschien das Fotobuch „Stadtalphabet Wien“. Auch Martin Ulrich Keherer recherchierte die Schriftkultur im öffentlichen Raum und fotografierte die oft unscheinbaren Fassadenbeschriftungen und Aushängeschilder der Stadt Wien. wei sraum bringt erstmals den Autor des Buches und den Verfasser des überaus lesenswerten Nachworts, Walter Pamminger, zu einem gemeinsamen Vortrag.
„Oberflächen und Texturen, Lichter und Schatten, wechselnde Zustände und Bewegungen: all diese Phänomene, die gewöhnlich bloß in ihre Inhaltsebene verbannt werden, offenbaren diese Schriften an sich selber. Hier wird das voll entwickelte Potential des Buchstabens demonstriert, was dem Leser/Betrachter eine Erweiterung der Lektürefähigkeit abverlangt.“ - Dieses Zitat Walter Pammingers aus dem Nachwort zu Martin Ulrich Kehrers Fotobuch „Stadtalphabet Wien“ deutet an, welche Welt sich in den oft unscheinbaren Fassadenbeschriftungen und Aushängeschildern einer Stadt öffnet. Kehrers Buch versteht sich als Momentaufnahme eines bestimmten Zustandes und schärft die Wahrnehmung jener Elemente, die so unzählig die Städte bevölkern und die ein integraler Bestandteil dessen sind, was das Konzept Stadt erst ausmacht: Buchstaben, Schriftzüge, Wortfolgen.
Ohne Anspruch auf Vollständigkeit dient das subjektive Auswahlkriterium der Einzigartigkeit dabei einer Klassifikation der vorgefundenen Materialien auf zwei Ebenen: Zum einen dokumentiert Stadtalphabet Wien Typografien, die aufgrund ihrer historischen Dimension eine gewisse Alltagspatina aufweisen und insbesondere durch die verwendeten Materialien, die Gestaltung oder den äußeren Zustand bestechen. Es handelt sich um obsolet gewordene und beinahe verloren gegangene Schrift- und Buchstabensysteme, von denen nach Jahren der Verwitterung nur noch Spuren wahrnehmbar sind. Zum anderen nimmt das Fotobuch auch Bezug auf zeitgenössische Tendenzen in der Schriftgebung; formale und material-bezogene Aspekte der Typografie, die vom uniformen Corporate Design multinationaler Handelsketten und billiger Einheitsgestaltung kleiner Handelstreibender Abstand nimmt.
Die Form der Grafik am Gebäude ist natürlich Moden unterworfen. Einige Beschriftungen verschwinden nach und nach oder auch von einem zum anderen Tag aus dem Stadtbild und werden durch neue ersetzt, andere werden wieder entdeckt und gepflegt, da ihnen oft eine starke visuelle Kraft und Einzigartigkeit innewohnt. Dieser ständige Wechsel, das Umbauen und Ausweiten, das Auftauchen und Verschwinden ist nicht nur ein Indiz für eine lebendige Stadt, sondern auch für die Vitalität von Typografie.
martin ulrich kehrer
1976 in Linz geboren, Grafik-Designer. Studium an der Kunstuniversität Linz, 2002 Gründung des Grafik- und Designstudios tp3 in Linz (Corporate Design, Buchgestaltung, Illustration, Fotografie). Buch- und Ausstellungsprojekte, darunter die Ausstellung zum Buch „Stadtalphabet - Wien von A bis Z“ im Wien Museum (2009)is
walter pamminger
lebt und arbeitet in Wien als Chemiker, Buchgestalter, Autor und Kurator. Für seine gestalterischen Konzepte erhielt er internationale Preise, u. a. die Silbermedaille »Schönste Bücher aus aller Welt« der Stiftung Buchkunst, 2005
Ein Vortrag von "Wei sraum. Forum Visuelle Gestaltung Innsbruck" in Kooperation mit aut.
Seit der Übersiedelung ins Adambräu 2005 widmete sich das aut im Rahmen der Vortragsreihe [typo]graphic regelmäßig dem Thema der zeitgenössischen Grafik und Typographie.
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