tobias scholz: katastrophen und ihr räumliches echo
vortrageinführende worte Matthias Böttger
im anschluss
performance "com&com: wurzelbeschuss"
Der Soziologe Tobias Scholz interessiert sich für die Konstitution eines speziellen Raums: des Handlungsraums. Dieser entsteht durch Interaktion und das gemeinsame Handeln von Menschen, die sich nicht notwendigerweise zur selben Zeit am selben Ort befinden. Verantwortlich dafür sind, nicht erst in der globalen Gesellschaft, die Medien: sie überbrücken Distanzen, informieren über nahe und ferne Ereignisse und kreieren so die Grundlage für ein gemeinsames Handeln. Eine besondere Rolle bei der medialen Überbrückung von Distanzen spielen dabei Bilder.
Am Beispiel bildlicher Katastrophenberichterstattung, die sich kulturgeschichtlich bis zum Erdbeben von Lissabon 1755 zurückverfolgen lässt, wird Scholz anschaulich machen, mittels welcher visueller Strategien ein Ort der Katastrophe als Raum des Ausnahmezustands etabliert wird und über welche darstellerischen Wege eine emotionale Teilhabe der Betrachter provoziert wird. Hat diese Strategie Erfolg, so entsteht ein gemeinsamer Handlungsraum, in dem etwa Kooperation in Form von Spenden stattfinden kann.
Diese primär sozialtheoretisch ausgerichteten Überlegungen zum Raumbegriff schaffen vielseitige Anschlüsse an die in der Vortragsreihe unternommenen Reflexionen zu den Bedingungen der Raumproduktion.
tobias scholz
geb. 1976; 1997 – 2003 Studium der Soziologie, Publizistik und Nordamerikastudien in München und Berlin; wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Freien Universität Berlin; Forschungsbereiche: Kultursoziologie, Medientheorie, Bildlichkeit und Handlungstheorie; 2009 Stipendiat an der Akademie Schloss Solitude in Stuttgart; 2010 Promotion über das Phänomen distanzierten Mitleids in der Katastrophenberichterstattung
publikationen
im Erscheinen: Rituale des Sehens – hochmoderne Sozialintegration und die Kontingenzen des Mitleids; 2007 (mit Harald Wenzel) Medienrituale der sozialen Integration, in: Andreas Ziemann (Hg.), Medien der Gesellschaft – Gesellschaft der Medien
Performance
com&com: wurzelbeschuss
Als Teil der Ausstellung "Making Identities" ließ das Schweizer Künstlerduo Com&Com einen Baum ausgraben und als "Natural Readymade" ins aut transferieren. Inzwischen hat der "Baum" seinen Stamm verloren, warum und wie er damit in ein weiteres, neues Leben überführt wird, erfahren Sie bei dieser Performance von Com&Com, die gleichzeitig den Abschluss der aut.raumproduktion bildet.
(mit Dank an Ernst Huber, Innsbruck)