URBANITÄT & ästhetik 1: metropolis im film
filmreihe im cinematograph
veranstaltungIn Zusammenarbeit mit dem Cinematograph wurde von Helmut Weihsmann eine Filmreihe zusammengestellt, die sich thematisch der Stadt im Film widmete und bei der größtenteils bisher in Österreich noch nie gezeigte Filme präsentiert wurden.
"Eine enge Wahlverwandtschaft zwischen Film und Stadt, zwischen Kino und Urbanität, gibt es zweifellos, und ihre wechselseitigen Beziehungen existieren schon seit der Erfindung der Kinematographie. Jene beiden Topoi, die strukturell zusammengehören, von denen einer ohne den anderen inzwischen für uns heute unvollstellbar ist, treffen sich im Begriffspaar "URBANITÄT und ästhetik". Die Dynamik und die Faszination für das Tempo der Großstadt war einer der Katalysatoren einer beschleunigten und zerstreuten Wahrnehmung. Das Programm aus raren und künstlerisch wertvollen Kurz-, Artefakt- und Essayfilmen von Künstlern, Cinèasten und Filmdokumentaristen stellt somit Beispiele vor, deren Geburt aus dem Körper und Dynamik der Stadt hervorging."
(Text: Helmut Weihsmann)
Dienstag 7. März 2000, 19.00 Uhr "Site/Seeing": Manhattan Island 86min
Early Kintopp: Cinematograph Souvenirs of New York City
Produktion: Edison-Biograph Co. USA. 1896/97. 10min. SW. (stumm)
Ein Potpourri über die „filmischen Spaziergänge“ der ersten Flaneure des filmischen Aufzeichnungsapparates durch die Straßen und Plätze von New York City und anderswo in Amerika.
Coney Island at Night
Produktion: American Mutoscope & Edison-Biograph Co. [Edwin S. Porter]. USA. 1905. 4min. SW. (stumm)
Edwin S. Porter, Kollege von Thomas A. Edison, brachte diesen bemerkenswert "unkünstlerischen" Reportagefilm über die Besonderheiten des Luna Parkes in Coney Island (New York) heraus, in dem er erstmals eine Nachtaufnahme mit einer einzigen Lichtquelle drehte.
Interior Subway New York 14th. to 42nd. Street
Produktion: American Mutoscope & Edison-Biograph Co. [Edwin S. Porter]. USA. 1905. 6min. SW. (stumm)
Die sog. "Kinetoskopen" aus Edwin S. Porters bzw. Thomas A. Edisons kreativer Filmwerkstatt zeigen banale Ereignisse und Tagesaktualitäten, die zu den innovativsten, schlichtesten und schönsten "Filmdokumente“ gehören, die das Kino je hervorgebracht hat.
Skyscrapers of New York
Produktion: American Mutoscope & Edison-Biograph Co. [F. A. Dobson]. USA. 1906. 8min. SW. (stumm)
Um die tatsächliche Errichtung eines Hochhauses gegenüber der "Town Hall" (12th Street/Broadway) gruppierte der Serien-Regisseur mehrere inszenierte, vorgefundene Filmteile sowie dokumentarische Sequenzen zu einer Kurzgeschichte. Drehort: Die schwindelerregenden Höhen über Manhattan.
Panoramic Views of Old New York
Produktion: Edison-Biograph Co. [J. B. Smith]. 1903/05. 15min. SW. (stumm)
Der kurzeWerbefilm im Auftrag der Stadtverwaltung preist Manhattan als Metropole der Neuen Welt und zeigt gleich mehrere Wahrzeichen wie etwa die alten Docks von Manhattan oder die ersten gewaltigen Hochhäuser.
Manhatta
Charles Sheeler [Kamera: Paul Strand]. USA. 1921. 9min. SW. (stumm)
Der lyrischer Filmessay entstand als unabhängiger Autorenfilm nach dem Gedicht "Mannahatta" von Walt Whitman.
In the Street
Helen Levitt. et al. USA. 1948-51. 16min. SW. (stumm)
Ein Kurzfilm, entstanden aus Restmaterial des Spielfilms THE QUIET ONE (Sidney Meyer 1949. Helen Levitt, Janice Loeb und James Agee haben mit versteckter Kamera die dynamische Kraft der Straße festgehalten.
The Wonder Ring
Stan Brakhage. USA. 1955. 4min. Farbe. (stumm)
Auf Anregung des Malers Joseph Cornell wurde das seltene Dokument von einem der einflußreichsten Filmemacher des New American Cinema auf der abgerissenen Hochbahn "Third Avenue E1" gedreht, dessen visionäre Kraft ein rauschendes Gefühl der Beschleunigung und der Dynamik einer Zugfahrt wiedergibt.
Go, Go, Go!
Marie Menken. USA. 1962-64. 11min. Farbe. (stumm)
Gezeigt wird ein hektisches New York im Zeitraffer mit unterschiedlichen Schauplätzen und Menschentypen und rasanten Kamerafahrten. Eine "tour-de-force von menschlicher Aktivität in meiner Heimatstadt." (Marie Menken)
NYC
Jeffrey Scher. USA. 1976. 3 min. Farbe. (Ton)
Ein Vorspiel für eine längere filmische Auseinandesetzung mit Manhattan (work-in-progress) zu einer querschnittartigen Stadtsinfonie, die das alltägliche Leben ohne Helden einzufangen versucht.
Mittwoch 8. März 2000, 19.00 Uhr "StadtSinfonien" 77min
Regen
Joris Ivens. Niederlande. 1929. 12min. SW. (stumm)
Das Filmgedicht, welches auf phantasievolle Weise das sich verändernde Gesicht Amsterdams während eines Gewitters zeigt, ist weitgehend noch ein impressionistisches Foto-Gemälde einer Stadt (fast) ohne Menschen.
Images D‘Oostende
Henri Storck. Belgien. 1929. SW. 15min. (stumm)
Der erst kürzlich im biblischen Alter von 93 Jahren verstorbenene Pionier des Dokumentarfilms, gehörte zu den Poeten der Kamera. Sein (dokumentarischer) Debutfilm ist dieser über seine Heimat- und Hafenstadt Oostende.
Marseille Vieux Port
László Moholy-Nagy. Deutschland. 1929. 10min. SW. (stumm)
Statt einer nie realisierten visionäre Skizze zu einem Filmmanuskript "Dynamik der Großstadt“ machte Moholy-Nagy eine querschnittartige Stadtreportage aus nur 300 m Rohfilm anläßlich eines Urlaubes an der Côte d‘Azur.
A propos de Nice
Jean Vigo. Frankreich. 1929/30. 31min. SW. (stumm)
Der Film zeigt die Welt als großen Scherbenhaufen, komprimiert durch die Montage, eine Welt, in der Widersetzliches verklammert, Zusammenhängendes auseinandergerissen wird.
Großstadt Zigeuner
László Moholy-Nagy. Deutschland. 1932. 9min. SW (stumm)
In einer Sozialreportage über das nomadierende Romavolk gelingt es Moholy-Nagy deren besondere Lebens- und Wohnwelt einzufangen.
Donnerstag 9. März 2000, 19.00 Uhr "StadtTräume/ZeitRäume" 70min
Lichtspiel Schwarz-Weiß-Grau
Lázsló Moholy-Nagy. Deutschland. 1930. 5min. SW. (stumm)
Der Bauhaus-Künstler Moholy-Nagy entwickelte abstrakte Lichtspiele aus einem "Lichtrequisit". Er war einer der ersten Vertreter einer Filmgattung, der eine Stadtlandschaft als abstrakte, pulisierende und reflektierende Lichtskulptur auffaßte.
Architekturkongress CIAM 1933
László Moholy-Nagy. Frankreich/Schweiz. 1933. 29min. SW. (stumm)
Der während einer Schiffsreise anläßlich des IV. Congrès International d‘Architecture Moderne (CIAM) gedrehte Film dokumentiert die Kreuzfahrt durchs Mittelmeer, auf der in ausgelassener Stimmung die "Charta von Athen" von der "funktionalen Stadt" beschlossen wurde, die den zeitgenössischen Städtebau grundlegend verändern sollte.
De Maasbruggen
Paul Schuitema. Niederlande. 1937. 14min. SW. (Ton)
Als einer der ersten der Modernen setzte Schuitma die neuartigen Möglichkeiten und Methoden der Fotomontage im Medium der Gebrauchsgrafik und der Werbung ein. Bei dieser film-kinetischen Auseinandersetzung mit der Maas-Brücke in Rotterdam befaßte sich er sich nur mit der Bewegung von Dingen.
De Markthallen van Parijs
Paul Schuitema. Niederlande. 1939. 16min. SW. (Ton)
Nach MAASBRUGGEN (1937) folgte dieser Bericht von den Markthallen, sozusagen im "Leib" von Paris, der die Bewegung von Menschen als optische Suggestion zeigt.
Jeux des reflets et la vitesse
Henri Chomette. Frankreich. 1923/25. 6min. SW. (stumm)
Bei diesem frühen Filmklassiker erlebt man eine tollkühne Fahrt durch Paris, einmal mit einem rasenden Auto durch einen Wald, dann auf der Seine oder auf einer Hochbahn, bis man in einem Tunnel verschwindet.
München - Berlin Wanderung
Oskar Fischinger. Deutschland. 1927. 4min. SW. (stumm)