vilanova artigas • lina bo bardi • paulo mendes da rocha
ausstellungEine Ausstellung über drei zentrale ArchitektInnen der brasilianischen Moderne, ihre Haltung sowie die städtebaulichen und sozialen Dimensionen ihrer Bauwerke.
weiterlesen …Ausblick auf ein soziales Raumkonzept
Voransicht zum Durchblättern: www.archplus.net
Die Fähigkeit, sich das Fremde einzuverleiben und es zugleich zu verwandeln, postulierte der brasilianische Intellektuelle Oswald de Andrade 1928 in seinem „Anthropophagischen Manifest“ als Wesensmerkmal der brasilianischen Kultur. Wie sich der „Kannibale“ die Kräfte und den Mut des Feindes buchstäblich einzuverleiben suche, könne Brasilien die kulturelle Abhängigkeit und damit die postkoloniale Machtkonstellation nur überwinden, indem es das Fremde verschlinge und verinnerliche. Die Anthropophagie steht dabei als Metapher für einen ungehemmten Synkretismus und eine selbstbewusste Form der Kulturaneignung. Und in der Tat scheint sich Brasilien die architektonische Moderne dergestalt einverleibt zu haben, dass es – im Gegensatz zu China und Indien, den beiden anderen von uns bisher behandelten BRIC-Staaten – unsere Sehnsucht nach einer Erneuerung der Moderne perfekt bedient. Eine Moderne, die weit über ihre europäischen Ursprünge hinausgeht. In ihren besten Beispielen hat sie eine zivile, ethische und urbane Architektur hervorgebracht, die den Traum der europäischen Moderne transzendiert.In diesem Heft konzentrieren wir uns auf São Paulo und auf die nach der Stadt benannte Paulista-Schule, deren derzeit prominentester Vertreter der Pritzker-Preisträger Paulo Mendes da Rocha ist. Im Zentrum unseres Interesses steht der Beitrag dieser Architekturrichtung zur Herausbildung eines sozialen Raumkonzepts, das den Kern einer neuen „Stadtarchitektur“ bildet. Den Begriff „Stadtarchitektur“ verwendet der brasilianische Architekt Alexandre Delijaicov im Heft, um das besondere Stadt- und Architekturverständnis seines außergewöhnlichen Schulbauprojekts CEU in São Paulo zu charakterisieren. Dieses Projekt hält in der Verschränkung der beiden Ebenen ein einzigartiges Raumkonzept bereit, das in der Lage ist, den „Knoten der schizophrenen Aufteilung in Architektur und Urbanismus“ zu lösen, wie es Paulo Mendes da Rocha gefordert hat.
Indem wir auf die zivile, ethische und urbane Dimension der brasilianischen Architektur verweisen, wollen wir zugleich unterstreichen, dass die Lösungsansätze für ein drängendes Problem der heutigen brasilianischen Stadt im Kern bereits vorliegen. Teresa Caldeira benennt dieses Problem mit der metaphorischen Beschreibung São Paulos als „Stadt der Mauern“. Damit weist sie auf die soziale Segregation der Stadt hin, die Architekten und Urbanisten vor große Herausforderungen stellt.
ARCH+ 190: STADTARCHITEKTUR SÃO PAULO
Ausblick auf ein soziales Raumkonzept
Ein Themenheft über São Paulo und die urbane Dimension der Architektur in Brasilien.
120 Seiten, mit umfangreichen Texten und Projekten, 16 Euro
Ab sofort im Buchhandel oder im aut erhältlich
Voransicht zum Durchblättern: www.archplus.net
Freitag, 23.1.2009, 18:30 Uhr
Heft-Präsentation in der Temporären Kunsthalle Berlin
Entsprechend des Heftthemas, welches das soziale Raumkonzept der Paulista-Schule behandelt, wird der österreichische Fotograf Günter Richard Wett seine aktuellen Arbeiten über João Batista Vilanova Artigas, Lina Bo Bardi und Paulo Mendes da Rocha präsentieren. Der brasilianische Architekt und ARCH+ Autor Pedro Moreira wird den Abend mit seinen Thesen über die urbane und ethische Dimension der modernen Architektur in São Paulo einleiten.
Eine Ausstellung über drei zentrale ArchitektInnen der brasilianischen Moderne, ihre Haltung sowie die städtebaulichen und sozialen Dimensionen ihrer Bauwerke.
weiterlesen …Ein Vortrag des Fotografen Günter Richard Wett über seine Spurensuche in Brasilien.
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