heimkehren puffern überleben
eröffnungEröffnung der ersten drei Ausstellungsteile im Rahmen der von raumtaktik kuratierten Reihe "aut.raumproduktion" mit einer sto lecture von GRAFT.
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ausstellung[puffern] – abpuffern, ausgleichen, deeskalieren, abfedern. Ein Puffer kann die Gewalt des Aufpralls abmildern, einen Teil der Energie absorbieren und so den abgepufferten Bereich schützen. Puffer sind dehnbar und flexibel. Zwischen Konfliktparteien und Konflikträumen eingerichtete Puffer sind neutrale Zonen, manchmal sogar exterritoriale Räume. Puffer lösen keine Probleme, sondern vertagen die Lösung – sie sind die Knautschzonen unserer Gesellschaft. Sie schirmen uns von Teilen der Realität ab. Historisch lagen ganze Pufferstaaten zwischen verfeindeten Mächten, Polen zwischen dem Deutschen Reich und Russland oder Österreich zwischen NATO und Warschauer Pakt. Aktuell bildet Europa einen ganzen Ring von Pufferstaaten aus, um sich Konflikten und Migrationsströmen entziehen zu können. Internationale Organisationen versuchen mit Pufferzonen Kriegsparteien auf Distanz zu halten und Frieden zu sichern. Als Puffergrün bezeichnet man die Büsche zwischen einem Spielplatz und einer Straße, oder auch zu den Nachbarn.
Armin Linke: Green Line – UN-Porträts
Armin Linke, Fotograf und Filmemacher, arbeitet bei seinen Reisen rund um die Welt an einem laufend ergänzten Archiv über das menschliche Leben und die verschiedenen natürlichen und vom Menschen geschaffenen Landschaften. Er interessiert sich dabei genauso für die zeitgenössische alpine Landschaft wie für die Stadtlandschaften der Megametropolen.
Für seine Arbeit über die Green Line auf Zypern greift Linke auf die umfangreiche Sammlung fotografischer Dokumente des UN-Archivs zurück. Anstatt selbst unter schwierigsten Bedingungen weitere Bilder zu produzieren – das Fotografieren der Zone entlang der Green Line ist strengstens verboten – bedient er sich des, zum Großteil von Soldaten der Stabstelle für Kommunikation aufgenommenen Materials aus dem „Inneren des Systems“. Das Verschwimmen der Grenze zwischen Fiktion und Realität, das Linke in seinen eigenen Arbeiten immer wieder aufzeigt, stellte er auch bei der Sichtung dieses Materials fest, wo oft unklar ist, ob die Bilder „reale“ Situationen abbilden oder Übungen von Ernstfällen, ob sie extra für das Foto arrangiert wurden oder zu reinen Dokumentationszwecken aufgenommen wurden.
Der Idee des Archivs als konzeptionellem Rahmen folgend selektiert und kategorisiert er diese Aufnahmen nach typologischen und dramaturgischen Kriterien und lenkt so den Blick des Betrachters auf Analogien und Details der Landschaft wie auch auf die Art und Intention der Aufnahmen selbst. In sechs, für die Ausstellung im aut zusammengestellten Fotobüchern zeigt er etwa eine endlose Serie von weiß gestrichenen UN-Beobachtungstürmen oder Luftaufnahmen von Kontrollposten, die willkürlich die Landschaft zerschneiden. Durch die Sortierung und Zusammenstellung wandelt sich das ursprünglich rein dokumentarische Archiv in ein schonungsloses Dokument, das ein gleichzeitig poetisches wie verstörendes Bild dieser letzten Mauer Europas entstehen lässt.
armin linke
geb. 1966; lebt und arbeitet in Mailand und Berlin; sein hauptsächliches Medium ist die Fotografie; Lehrtätigkeit an der Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe, der Universität IUAV in Venedig und im Rahmen eines Forschungsprojekts am MIT in Cambridge
ausstellungen (Auswahl)
Zahlreiche Ausstellungsbeteiligungen u. a. 2004 Multimediale Installation zeitgenössischer alpiner Landschaft auf der 9. Architekturbiennale in Venedig; Einzelausstellungen u. a. 1995 Moderna Galerija Ljubljana (Slowenien); 1998 Sozialromantischer Ausblick, Newsantandrea, Savona; 2000 Magazzino d’Arte Moderna, Roma; Global Box, Galleria Marabini, Bologna; 2001 Muro temporaneo, Studio Massimo De Carlo, Milano; 2004 An uneven exchange of Power, Storefront for Art and Architecture, New York; Cultural Transmission Center, Peking; 2005 Prospectif Cinéma, Centre Pompidou, Paris; Galleria Luisa Strina, São Paulo; 2007 Galerie Klosterfelde, Berlin; Bruchstücke einer Alpen-Analyse, Galerie im Taxispalais, Innsbruck; 2008 Immaginario Nucleare, Museo della Calcografia, Roma; 2009 Concrete and Samples, Museum für Gegenwartskunst Siegen; Settecentonovantatre, Galleria Base, Firenze
Eröffnung der ersten drei Ausstellungsteile im Rahmen der von raumtaktik kuratierten Reihe "aut.raumproduktion" mit einer sto lecture von GRAFT.
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