Nachdem sich der Leiter des aut Arno Ritter 2010 für ein Jahr karenzieren lässt wurde vom Vorstand eine interimistische Vertretung gesucht und in den Raumtaktikern Matthias Böttger und Friedrich von Borries gefunden.
aut.raumproduktion
eine ausstellungsserie von raumtaktik (matthias böttger, friedrich von borries)
Architektur ist Raumproduktion. Mauern ziehen. Volumen definiert. Raum durch Grenzen, durch Hüllen bestimmen. Raum ist aber nicht nur ein Container, Raum wird auch durch Handlungen und soziale Interaktion bestimmt. Dieser, fortwährend neu produzierte soziale Raum kann für ArchitektInnen ein ebenso wichtiges Handlungsfeld sein. Er ist abhängig von politischen, ökonomischen und kulturellen Rahmenbedingungen - keine statische Produktion, sondern eine fortwährende, flexible: ausgehandelt von Individuen, Gruppen, Kulturen und Gesellschaften.
Die von raumtaktik kuratierte Ausstellungsreihe aut.raumproduktion reflektiert die heutigen gesellschaftlichen Bedingungen der Raumproduktion, der Produktion von gelebter Umwelt, und welche Rolle diese Räume für die Arbeit und die Entscheidungen von ArchitektInnen spielen. Es geht also weniger um Gebautes als um Entstandenes.
Im aut gibt es 2010 nur eine Ausstellung. Oder auch ganz viele. Jeden Monat werden einzelne Räume neu bespielt. Gezeigt werden verschiedene Positionen von ArchitektInnen, KünstlerInnen und AktivistInnen, die sich mit Handlungsweisen der Raumproduktion auseinandersetzen und so wieder ein Handeln ermöglichen. Jeder neu bespielte Raum, jeder neue Beitrag bringt einen neuen Begriff, ein neues Verb in eine Begriffskette. Diese Kette, bestehend aus Verben der Raumproduktion, macht immer wieder einen neuen Sinn und führt - als verbindendes Rückgrat - durch das gesamte Jahr.
heimkehren puffern überleben verstetigen konstruieren identifizieren verteidigen besetzen machen aneignen mitnehmen überbauen ausstrahlen erfinden sichern zusammensetzten
Ein von GRAFT Architekten gemeinsam mit Brad Pitt entwickeltes Projekt, das ein Heimkehren in die vom Hurrikan Katrina zerstörten Stadtteile von New Orleans ermöglichen möchte.
Die Verwandlung eines dokumentarischen Archivs in ein schonungsloses Dokument über die Pufferzone "Green Line" in Zypern.
Ein präziser Blick auf Paris, der das tradierte Bild der Stadt mit der Realität des Überlebens auf der Straße überlagert.
Die Architektur von Flüchtlingslagern als Beispiel einer auf europäischen Normen basierenden, fortgesetzten, verstetigten, kolonialen Praxis.
Junge Techniker, die für das erdbebenzerstörte L'Aquila eine über den Wiedeaufbau hinaus gehende Transformation planen.
Die Identitätssuche des neugeschaffenen Staatsgebildes Kosovo/a und seiner Patriates, Expatriates und Repatriates.
Eine Installation, in der Alltagsgegenstände ihrer Ordnung entrissen und im Chaos in ihrer Doppelbödigkeit entlarvt werden.
Ein Forschungsprojekt, das neue Wege im Umgang mit verlassenen Siedlungen und Militärstützpunken in Palästina erkundet
Auf Augenhöhe und mit anspruchsvoller Architektur errichtete Schulen, soziale Zentren, Parks und ein Festspielhaus.
Eine partizipative, soziale Skulptur zur privaten Nutzung sowie Einblicke in die Raumlaborwelt und ihre Möglichkeitsräume.
Eine nomadische, mobile Architektur dekonstruiert die territorial geprägte Behauptung sakraler Räume.
Ein Pro und Contra zu den treibenden Kräften einer informellen Stadtentwicklung in Belgrad.
Um das Kirchenrecht zu umgehen werden in Rumänien katholische Kirchen von orthodoxen eingehaust und dann abgerissen.
Souvenirs, Schneegestöber, Lehrlingsstücke, Aufblastürme, so sind diese Symbole von Fortschritt und Macht in der Alltagskultur angekommen.
Alltägliche Sicherheitsparanoia in Innsbruck und anderswo und die therapeutische Kraft des Konsums.
Der Prozess des Machens, Wachsens und Werdens von Identitäten. Ein Mocmoc für Romanshorn und ein Baum für Innsbruck.
Ein "ungefährer", räumlich und zeitlich unscharfer Blick auf die Welt eröffnet neue Perspektiven.