heimkehren puffern überleben
eröffnungEröffnung der ersten drei Ausstellungsteile im Rahmen der von raumtaktik kuratierten Reihe "aut.raumproduktion" mit einer sto lecture von GRAFT.
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ausstellung[überleben] – auch unter widrigen Bedingungen fortbestehen, dramatische Ereignisse und Veränderungen durchstehen. Menschen überleben unter für uns unvorstellbaren Bedingungen. Außerhalb der etablierten Gesellschaft geht es oft nur ums nackte Überleben. Das nackte Leben besteht aus einfachsten Bedürfnissen wie Unterkunft und Ernährung. Es ist das „survival of the fittest.“ Diese Grundbedürfnisse sind Auslöser einer minimalistischen, optimierten Raumproduktion. Es sind aber auch Traditionen und kulturelle Praktiken, die überleben und als Referenzen in weitere Entwicklungen eingebunden werden. Überleben ist also der Minimalkonsens des Weitermachens. Die seelische und körperliche Unversehrtheit als universelles Menschenrecht wird dabei oft in Frage gestellt. Räumlich und sozial gesehen unterscheidet sich nacktes Überleben von menschenwürdigem Leben. Wie kann Segregation und globale Ungerechtigkeit als Auslöser dieser Gleichzeitigkeiten bekämpft werden? Überleben kann auch das darüber Hinwegkommen bedeuten, ein Anstoß zur Hoffnung.
Martin Mlecko: BEAUTIES & beasts
Der Fotograf und Filmemacher Martin Mlecko beschäftigt sich in seinen Arbeiten seit langem mit den „essentiellen Dingen“ des Lebens, mit Schicksalen und ihren räumlichen Verankerungen. Als Autor tritt er in den Hintergrund zugunsten von Konzepten, die eine persönliche, unvoreingenommene Begegnung jedes Einzelnen mit seinen Bildwelten ermöglichen und zugleich übergeordnete, allgemeingültige Zusammenhänge transportieren.
Der im aut gezeigte Teil der Arbeit „BEAUTIES & beasts“ entstand während Mleckos Aufenthalt in Paris 2006/07, wo er sich – wie Wolfgang Schöddert schreibt – mit dem Blick des Fremden bis in die gesellschaftliche Peripherie hinein bewegte: „Tradierte und emotionale literarisch-romantische Gedanken an die Stadt hat er auf vielen seiner Gänge mit einem präzisen Blick auf die Wirklichkeit abgeglichen.“
Seine Aufnahmen zeigen eine Seite von Paris, die normalerweise kaum von Besuchern wahrgenommen wird: temporäre Behausungen, Schlafsäcke und Zelte, provisorische Schlafstellen in Hauseingängen, über warmen Lüftungsgittern oder unter Brücken und Unterführungen, in denen sich Obdachlose notdürftig eingerichtet haben. Touristische Motive der romantischen Stadt überlagern sich in Mleckos Fotografien mit der Schilderung des Lebens „auf der Straße“, wie eine zweite Folie schieben sich die sichtbaren Zeichen von Armut über die bekannte, erwartete Kulisse.
Indem er dieses andere Paris zeigt, dem man bei genauem Hinschauen nicht entkommen kann, lenkt er die Wahrnehmung auf ein Leben unter veränderten Bedingungen, auf Heimatlosigkeit in einer Metropole, Einsamkeit und Marginalität, eine Existenz ohne Orte des privaten Rückzugs, traditionelle Strukturen oder familiäre Bindung.
Für die Ausstellung „BEAUTIES & beasts“ druckt Mlecko die Fotografien auf Zeitungspapier, hängt sie einander überlappend an die Wand und konfrontiert den Besucher mit einem Teppich aus Eindrücken und Gefühlen. Mit künstlerischen Mitteln rückt er die Ränder der Gesellschaft ins Zentrum des Interesses, aktiviert und verschiebt, ästhetisch wie politisch, die Peripherie.
martin mlecko
geb. 1951 in Essen; lebt in Berlin; arbeitet v. a. mit den Medien Fotografie und Video; Zahlreiche Einzelausstellungen, kuratorischen Projekte und Ausstellungsbeteiligungen u. a. 2004 – 05 Trilogie „Liebe-Glaube-Hoffnung“, Berlin; 2005 „Familienbande“, Schauraum 1°, Berlin; 2006 „Family Affair“, Kunsthalle Wien; „Gewalt und Leidenschaft“, Schauraum 1°, Berlin; 2007 „Fetish I“, Galerie 1blick Hallein; „BEAUTIES & beasts“, Galerie Immanence, Paris; „Das kleine Glück“, found Galerie, Hamburg; 2009 „Hysteria“, c/o Berlin, Berlin
werkauswahl
1992 Hennaraum, Wandmalerei, München; 1997 Trinkhalle, Bodenmosaik zur Erinnerung an eine soziale Plastik, Köln; 2001 Wir bauen Berlin, Fotoserie; Waiting/Talking/Shopping/Dressing/Loving, Videoarbeit; 2002 7seas, Videoinstallation, ER-Schifffahrt, Hamburg; 2003 Waterfalls, Videoskulptur im Stadtraum von Moers; 2004 Gewalt und Leidenschaft, Fotozyklus; 2007 „BEAUTIES & beasts“, Fotozyklus
Eröffnung der ersten drei Ausstellungsteile im Rahmen der von raumtaktik kuratierten Reihe "aut.raumproduktion" mit einer sto lecture von GRAFT.
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