mit allen sinnen durch die ausstellung
aut: minikidsEin Workshop für Kinder von 4 bis 6 Jahren im Rahmen der Ausstellung "Numen for Use: Out of Balance"
weiterlesen …eine raumgreifende installation von sven jonke, christoph katzler und nikola radeljković
ausstellung„Tape“, „Tuft“, „Net“, „Net Blow-up“, „String“ – unter diesen prosaischen Titeln verwirklicht das Kollektiv Numen/For Use begehbare, interaktive Installationen, die faszinierende sinnlich-räumliche Erlebnisse bieten. Sie spinnen aus Klebebändern fragil wirkende Kokons, die aussehen, als wäre ein Rieseninsekt tätig gewesen, verweben mehrere Schichten elastischer Netze zu überdimensionalen, durchkletterbaren Hängekonstruktionen im öffentlichen Raum oder eignen sich das Produktionssystem großer pneumatischer Objekte in einer Weise an, dass man sich in einem unendlich scheinenden 3-D-Netz verliert.
Speziell ihre z. B. im Wiener Odeon, vor der Schirn Kunsthalle in Frankfurt, im Palazzo Strozzi in Florenz oder über der Western Terrace des Federation Square in Melbourne realisierten Tape-Installationen machten Numen/For Use international bekannt. Zuletzt war es die Eingangshalle des Palais de Tokyo in Paris, wo sie im Rahmen der Ausstellung „Inside“ mit einer 50 m langen und 6 m hohen Raumskulptur aus 43 km Klebeband für Aufsehen sorgten. Ihre direkte und handwerkliche Herangehensweise folgt immer dem selben Prinzip: Vorgefundene Säulen, Öffnungen, Stangen oder Bäume dienen als Trägerstruktur, an die die Gebilde wie ein Parasit andocken. In einem ersten Schritt werden Klebebänder längs durch den Raum gespannt. Dieses Gewirr an Linien wird dann immer und immer wieder radial umwickelt, bis eine geschlossene hautartige Oberflächenstruktur erreicht wird. Fast automatisch entstehen dabei Körper, deren hochkomplexe Geometrien an gewachsene biomorphe Formen erinnern. Gleichzeitig wird durch das permanente Überkleben eine Art Gewebe geschaffen, dass über eine so hohe Festigkeit verfügt, dass es das Gewicht mehrerer Menschen tragen kann. Das Gehen und Kriechen durch die sich verengenden und weitenden Räume vermittelt zugleich ein Gefühl der Geborgenheit wie einen gewissen Nervenkitzel, lässt Erwachsene zu Kindern werden und fasziniert auf sehr unmittelbare Weise.
Die Idee zu diesen Tape-Installationen stammt ursprünglich aus der Beschäftigung mit einem Bühnenbild für eine Tanzperformance. Während der Bewegung der Tänzer zwischen Pfeilern sollte durch das Nachziehen von Klebebändern die Bewegung im Raum dokumentiert werden, die Choreografie quasi dreidimensional „aufgezeichnet“ werden. Dieses Bühnenbild wurde nie realisiert, die Idee jedoch später für ein Theaterstück wieder aufgegriffen. Überhaupt stellte die bühnenbildnerische Arbeit einen wichtigen Wendepunkt innerhalb der Entwicklung des von Sven Jonke, Christoph Katzler und Nikola Radeljković gebildeten Kollektivs dar. Die drei Industriedesigner schlossen sich während ihres Studiums an der Universität für angewandte Kunst in Wien unter dem Label „For Use“ zusammen. Anfänglich waren sie vorrangig im Bereich des Möbeldesigns tätig und entwarfen funktionelle, im Detail raffinierte Produkte, u. a. für international bekannte Firmen wie Moroso, Zanotta, MDF Italia, Cappelini, Magis und Interlübke. Parallel dazu engagierten sie sich in der freien Club- und Kunstszene in Zagreb, konzipierten Ausstellungsarchitekturen, Messestände und visuelle Identitäten für kulturelle Veranstaltungen. Im Vorfeld zur Ausstellung 34th Zagreb Salon 1999, deren Gestaltung das erste umfassende Design-Projekt der Gruppe war, führten sie für alle über das Industriedesign hinausgehenden Projekte das von Kants Begriff des Noumenon („Ding an sich“) hergeleitete Label „Numen“ ein.
Mit dem Auftrag für das Bühnenbild für „Inferno“ am Centro Dramático Nacional in Madrid verlagerte sich der Schwerpunkt von Numen/For Use seit 2004 auf die Szenographie, wo sie sehr radikale Experimente umsetzten: Eine die ganze Bühne einnehmende Box aus Glasspiegeln mit Lichtbändern entlang den Innenkanten und einer Spionspiegelwand Richtung Publikum, ein sich in einzelne Stoffbahnen zerteilender roter Theatervorhang als einziges Requisit, rotierende und reflektierende Paneele, wasserlösliche Folie, die sich im Lauf des Stücks mehr und mehr auflöst oder eine riesige, mit Luft gefüllte Membrane.
Parallel zu den szenografischen Auftragsarbeiten realisiert die Gruppe seit 2008 begehbare Installationen in Museen, bei Festivals sowie im öffentlichen Raum und experimentelle Arbeiten wie die N-Light Series. Die sehr unterschiedlichen Tätigkeitsfelder überlagern sich zunehmend, Objekte werden zu Architekturen, Szenographien zu Installationen, die Spannung zwischen Design, Bühnenbild, Architektur und Kunst wird zum Spielfeld für das Experiment.
Ob aus Klebeband, Netzen oder Seilen gefertigt, frei im öffentlichen Raum stehend oder innerhalb einer pneumatischen Hülle – was die Installationen von Numen/For Use verbindet, ist zum einen das Thema der Wahrnehmung, die Instabilität oder Fragilität der Konstruktion, das Gefühl des Schwebens. Zum anderen ist es die Interaktion mit dem Benutzer, der in der Aneignung der vergänglich-flüchtigen Architekturen selbst zum Akteur wird oder als Zuschauer beobachtet. Die ungewohnte Umgebung, ihr Durchkriechen oder Durchklettern schafft eine ganz eigene Art der Verbindung zwischen einander unbekannten Menschen und weckt den Spieltrieb – unabhängig vom Alter oder ob man an Kunst, Architektur und Design interessiert ist. Ein Aspekt, der für Numen/For Use sehr wichtig ist – vielleicht auch, weil es im Bereich von Design oder angewandter Kunst immer darum geht, den Menschen etwas zu geben, das sie mögen oder das ihnen Freude macht.
Für die Ausstellung „Out of Balance“ im aut entwickelte Numen/For Use eine völlig neuartige Form der Installation, in der die Konzepte von Tape, Net und String kombiniert werden. Ausgehend von der bestehenden Architektur spannt sich eine begehbare, röhrenartige Netzkonstruktion von der Galerie über die Lounge bis in die untere Ebene. Neben dieser, die BesucherInnen aktiv involvierenden Rauminstallation, zeigt Numen/For Use ein pneumatisches Objekt sowie eine N-Light Membrane und gibt – anhand von Arbeitsmodellen, Filmen und Fotos – einen Einblick in den Entstehungsprozess der raumgreifenden Installationen und szenographischen Arbeiten des Kollektivs.
Kurz vor Ausstellungsende findet ein Vortrag von Christoph Katzler statt, bei dem er die verschiedenen Tätigkeitsfelder von Numen/For Use vom Design über das Bühnenbild bis zum Experiment vorstellen wird.
numen/for use
sven jonke geb. 1973 in Bremen; Industriedesignstudium an der Universität für angewandte Kunst in Wien und an der Universität für Design an der Fakultät für Architektur in Zagreb
christoph katzler geb. 1968 in Wien; 1994 Meisterprüfung Tischler; Industriedesignstudium an der Universität für angewandte Kunst in Wien
nikola radeljković geb. 1971 in Sarajewo; Studium an der Akademie für bildende Künste in Sarajevo und an der Universität für Design an der Fakultät für Architektur in Zagreb
1998 Gründung des Kollektivs „For Use“, das im Bereich des Möbeldesigns für renommierte Firmen wie Moroso, Zanotta
oder Cappellini tätig ist; unter „Numen“ werden seit 1999 Projekte in den Bereichen Innenarchitektur, Stadtraumgestaltung, Ausstellungsdesign, experimentelle Architektur und Bühnenbild umgesetzt; seit 2008 liegt ein Schwerpunkt auf begehbaren Installationen wie z. B. Tape, Tuft, Net, Net Blow-up, String bzw. experimentellen Arbeiten wie der N-Light Series; das Team operiert von den Standorten in Wien, Berlin und Zagreb aus
www.numen.eu
bühnenbilder (Auswahl)
2005 Inferno/Divina Commedia, Centro Dramático Nacional, Madrid; 2008 A Midsummer Night‘s Dream, Gavella Drama Theatre, Zagreb; 2009 Medea, Festival Internacional de Teatro Clásico de Mérida; Boat for Dolls, Narodno Dramsko Gledali ̌s ̌ce, Ljubljana; 2010 Circus Destetica, Croatian National Theatre Ivan Zajc, Rijeka; Symphony of Sorrowful Songs, Deutsche Staatsoper Unter den Linden, Berlin; Dangerous Liaisons, Harbiye Muhsin Ertugrul Sahnesi Theatre, Istanbul; 2011 War and Peace, Croatian National Theatre, Zagreb; 2012 Dangerous Liaisons, Slovene National Theatre, Maribor; 2013 Black Beast Sorrow, Stadttheater MGL, Ljub-ljana; 2015 King Lear, Peiraios 260, Athen
installationen (Auswahl)
2009 „Tape Vienna/Attic“ im Rahmen der Vienna Design Week, Wien; 2010 „Tape Belgrade“, Mikser Design Expo, Belgrad; „Tape Berlin“, DMY International Design Festival, Flughafen Tempelhof, Berlin; „Tape Frankfurt“ als Teil des Ausstellungsprojekts „Playing the city 2“, Schirn Kunsthalle, Frankfurt; „Tape Vienna/Odeon“, Odeon-Theater, Wien; 2011 „N-Light Membrane“ im Rahmen von „Expression Beyond“, Rizzordi Art Foundation, St. Petersburg; „Net Hasselt“, Z 33 – House for Contemporary Art, Hasselt (BEL); „Tape Florence“, Palazzo Strozzi, Florenz; „Tape Melbourne“, Federation Square, Melbourne; 2012 „Field Zagreb“ im Rahmen des „D-Day Festival, Zagreb; „Net Moscow“, Moskau; „Tape Hasselt“, Z 33 – House for Contemporary Art, Hasselt (BEL); „Tape Stockholm“, Färgfabriken, Stockholm; 2013 „Net Berlin“, Opernwerkstätten Berlin; „Net Blow-up Yokohama“, Zou-na-hanna terrace, Yokohama (JPN); „Tape Tokyo“, Spiral Garden, Wacoal Art Center, Tokio; 2014 „Net Linz“ im Rahmen von „Höhenrausch 2014“, OK Offenes Kulturhaus Oberösterreich, Linz; „String Vienna“, Wien; „Tape Örebro“, Open Art 2014, Örebro (SWE); „Tape Paris“ als Teil der Ausstellung „Inside“, Palais de Tokyo, Paris
möbeldesign (Auswahl)
2001 Stuhl „FU-05“ für Cappellini; Fauteuil „FU-06“ für MDF Italia; 2003 Barhocker „Otto“ für Zanotta; Bettenserie „L-Bett“ für Interlübke; 2005 Sofa „Transform“ für Moroso; 2006 Stuhl „Satyr“ für ClassiCon; 2007 Stuhl „Riva“ für L‘Abbate; 2010 Liegestuhl „XZ“ und Stuhl „RR“ für Element; 2011 Stuhl „YY“ für Moroso; 2012 Sofa „Revolve“ für Prostoria; 2014 Stuhl „Oblique“ für Prostoria
innenarchitektur, stadtraum
2006 Newsroom der Zeitung „Österreich“, Wien; 2007 Uferpromenade, Split (in Kooperation mit 3LHD architects); 2011 Hotel Lone, Rovinj (in Kooperation
mit 3LHD architects)
ausstellungen (Auswahl)
Einzelausstellungen 2003 99/03, Zagreb; 2011 Z 33, Hasselt; 2011 Fondazione Palazzo Strozzi, Florenz; 2012 Sveta Srca, Pula; 2013 Arte Sella, Borgo Valsugana
Zahlreiche Ausstellungsbeteiligungen u. a. 1999 34. Zagreb Salon; 2002 International Biennale of Design, Saint-Étienne; 2008 Passionswege, Vienna Design Week 2008; 2010 Mikser Festival, Belgrad; DMY 2010, Berlin; 2000 – 2010. Design in Vienna, Wien Museum; Playing the City II, Schirn Kunsthalle, Frankfurt; 2011 Brit Insurance Award, London Design Museum, London; What Machines Dream Of, Ars Electronica Centre, Linz; Lexus Art Festival, Moskau; Prague Quadrennial of Performance, Design and Space, Prag; Fed Square, Melbourne; Expression Beyond, Rizzordi Art Foundation, St. Petersburg; WBA3, Wattis Institute of Contemporary Art/CCA, San Francisco; 2012 MATERIALS, Danish Design Center, Kopenhagen; LineaRES, Endmoräne, Berlin; 2013 Kosice – European Capital of Culture 2013, Kosice (SVK); Olympus Photography Playground, Opernwerkstätten Berlin; Open Art, Örebro (SWE); Zou-no-hana Terrace, Yokohama (JPN); In Vitro, Maison de l‘architecture Île-de-France, Paris; SPIRAL, Wacoal Art Center, Tokio; 2014 Out of Our Heads, ARTinART, Shoreditch Town Hall, London; Höhenrausch 2014, OK Offenes Kulturhaus, Linz; Time Space Existence, Biennale Architettura 2014, Palazzo Bembo, Venedig; Miami project, Muriel Guépin Gallery, Art Basel Miami; Bright Matters, Muriel Guépin Gallery, New York; Inside, Palais de Tokyo, Paris
Ein Workshop für Kinder von 4 bis 6 Jahren im Rahmen der Ausstellung "Numen for Use: Out of Balance"
weiterlesen …Das aut bietet im Rahmen der "Lange Nacht der Museen" Raumerlebnisse für Groß und Klein in der Netzinstallation von Numen/For Use sowie zwei Führungen durch die Ausstellung mit Arno Ritter.
weiterlesen …Ein Workshop für Kinder ab 8 Jahren beim neuen Standort von bilding, bei dem Kinder gemeinsam mit Christoph Katzler Räume aus Klebeband spinnen.
weiterlesen …Ein Vortrag von Christoph Katzler über die verschiedenen Tätigkeitsfelder von Numen/For Use vom Design über das Bühnenbild bis zum Experiment.
weiterlesen …Eröffnung der Ausstellung des auf Szenographie spezialisierten Kollektivs Numen/For Use (Sven Jonke, Christoph Katzler und Nikola Radeljkovic), die mit einer raumgreifenden Installation, einem pneumatischen Objekt und einer N-Light Membrane faszinierende sinnlich-räumliche Erlebnisse bietet.
weiterlesen …Ein anlässlich der Ausstellung "Numen/For Use: Out of Balance" geführtes Gespräch mit Christoph Katzler über die raumgreifenden, begehbaren Installationen des Kollektivs. Erstausstrahlung: Mittwoch, 30. September 2015, 18.30 Uhr
weiterlesen …Kurztexte zu ausgewählten Projekten des auf Szenographie spezialisierten Kollektivs "Numen/For Use", erschienen in der aut: info 2/15 im Zusammenhang mit der im Sommer 2015 gezeigen Ausstellung "Out of Balance". erschienen in aut: info 2/15
weiterlesen …Zwei pneumatische Installationen, bei denen vertraute, gewöhnliche Räume ins Irrationale kippen.
weiterlesen …Die Ausgabe 2/15 der Programmzeitschrift aut: info mit Hintergrundinformationen zur Ausstellung "Numen/For Use: Out of Balance" und zum Programm des aut zwischen Juli und Oktober 2015.
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