numen/for use: gedanken zu set design, n-light, tape, string, net ...
ein beitrag von sven jonke, christoph katzler, nikola radeljkovic, erschienen in aut: info 2/15
n-light objects Unser Fokus bei der Entwicklung der N-Light Objects lag in der Erforschung der Wahrnehmung von Raum und Perspektive. Bei diesen Objekten handelt es sich um in unterschiedlichen Geometrien gefertigte Körper aus Spionspiegeln, an deren Innenkanten sich Lichtstäbe befinden. Die durch das Licht geformten Gebilde spiegeln sich mit großer Präzision bis ins Unendliche, streng geometrisch, chaotisch, oder auch in ständiger Veränderung.
„inferno“ Bei diesem Bühnenbild für ein auf Dantes „Inferno“ basierendes Theaterstück am Centro Dramático Nacional in Madrid vergrößerten wir das experimentelle Konzept von N-Light auf die gesamte Bühne, um so einen virtuellen Raum des Jenseits zu schaffen. Die Interpretation von Inferno als eine unendliche gespiegelte Wiederholung des Ichs, der nicht enden wollende kartesische Lichtraster als Synonym für die westliche Logik und eine kalte endlose Hölle waren die Leitmotive für den Entwurf.
n-light membrane Drei der sechs Seiten des Würfels bestehen aus Spionspiegeln, die drei anderen aus Spiegelfolie, die wiederum mit einer Luftpumpe verbunden sind. Durch das Einblasen oder Absaugen der Luft verändern sich die drei Membrane laufend von konvex zu konkav bzw. umgekehrt. Die Transformation der Spiegelungen pendelt zwischen einem verdichteten, stark gekrümmten, aber dennoch sehr präzisen unendlichen „Lichtraum” und der langsamen Auflösung und kompletten Zerstörung dieses Raumgefüges, sodass nur mehr psychedelische Lichtmuster übrig bleiben.
tape – set design Das Konzept für diesen Bühnenbildentwurf einer Tanzperformance bestand darin, dass sich die Bewegung der Tänzer zwischen einem Wald von Säulen in einer statischen Form abbildet. Die Tänzer ziehen ein Klebeband hinter sich her, das dabei entstehende Gebilde ist eine Art Aufzeichnung der Choreographie. Das Resultat ist eine räumliche Aufnahme, eine eingefrorene Skizze der fortwährenden Ereignisse auf der Bühne.
tape paris Tape Paris entstand im Rahmen der Ausstellung „Inside“, die von Oktober 2014 bis Jänner 2015 im Palais de Tokyo in Paris zu sehen war, eine Ausstellung, die sich dem Thema der Introspektion, den unendlichen Weiten und Abgründen des Selbst widmete. Die Kernidee des kuratorischen Konzepts bestand darin, das gesamte Gebäude so zu verwandeln, dass sich die BesucherInnen von einer Installation zur anderen immer im Inneren der Kunstwerke bewegen, die sich selbst wiederum der Innenwelt widmen, von der Haut bis zu den geheimsten Gedanken.
Die sich ausbreitende biomorphe Hülle von Tape Paris markierte in der großen Eingangshalle den Beginn dieses Experiments und verkörperte die Idee einer nach innen gewandten Betrachtungsweise. Zwölf Personen arbeiteten zehn Tage lang daran, ein Labyrinth aus durchscheinenden Gängen zwischen die Betonpfeiler der Halle zu spannen, eine 6 m hohe und 50 m lange Raumskulptur, gemacht aus 43 km Klebeband.
net berlin Dieses Projekt resultierte aus unserem Interesse für artifizielle temporäre architektonische Gebilde im öffentlichen Raum. Dabei werden mehrere elastische Netze in einem Höhenabstand zueinander aufgespannt. Die einzelnen Netzebenen sind mit Scheiben so miteinander verbunden, dass biomorphe Landschaften entstehen, durch die die BesucherInnen klettern können. Die Arbeit kann als eine über- sowie dreidimensionale Hängematte, aber auch als eine Art soziale Skulptur gesehen werden, die mit den Themen Schweben, Instabilität und Transparenz spielt.
Obwohl bisher nur im Rahmen von Ausstellungen gezeigt, ist unser eigentliches Ziel, damit Hinterhöfe von Wohnhäusern zu beleben. Die in jedem Stockwerk von Mauer zu Mauer gespannten Netzebenen könnten von den Bewohnern direkt aus ihren Fenstern bestiegen werden, wären also eine Art gemeinschaftlicher Balkon.
net blow-up yokohama Net Blow-up ist eine Weiterentwicklung unseres Net-Projekts, sowohl was die Konstruktion, als auch was das innere Erscheinungsbild betrifft. Das Objekt wird solange aufgeblasen, bis die Außenhülle die notwendige Zugkraft erreicht, um die im Inneren fixierten Netze zu spannen. Es sind keine weiteren Trägerkonstruktionen notwendig um das Gewicht der BesucherInnen zu tragen. Die Außenhaut ist Lichtfilter, erzeugt im Inneren ein diffuses und artifizielles Licht und wirkt, wenn der Innenraum bei Nacht ausgeleuchtet ist, nach außen als Projektionsfläche, auf der sich das Innenleben wie bei einem Schatten-Theater abbildet.
string vienna Die Installation baut auf einem bekannten Produktionssystem großer pneumatischer Objekte auf. Um kubische Formen zu erzeugen, werden dünne Seile parallel von Seite zu Seite gespannt. Sind diese Objekte aufgeblasen, so spannen sich die Seile zu perfekten Linien, stark genug, um das Gewicht von Menschen zu tragen. Die in diesem dreidimensionalen Raster gefangenen Körper scheinen ähnlich einer surrealen Collage durch den weißen Raum zu schweben. Weder Maßstab noch Lage im Raum sind eindeutig wahrnehmbar, womit ein Gefühl von Unendlichkeit und Abwesenheit von Raum entsteht.
Eine Ausstellung des auf Szenographie spezialisierten Kollektivs Numen/For Use, die mit einer raumgreifenden Installation, einem pneumatischen Objekt und einer N-Light Membrane faszinierende sinnlich-räumliche Erlebnisse bietet.
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