Aus den 70 Projekten, die 2016 zum Wettbewerb eingereicht wurden, hat die Jury – Wolfgang Feyferlik (Feyferlik/Fritzer, Graz), Tina Saaby (Stadtarchitektin, Kopenhagen), Roland Winkler (winkler + ruck architekten, Klagenfurt) – 24 Projekte in die engere Auswahl aufgenommen und besichtigt. Zwei Auszeichnungen und vier Anerkennungen wurden für Bauten vergeben, die dem Kriterium einer besonders vorbildlichen Auseinandersetzung mit den architektonischen Herausforderungen unserer Zeit sowohl in ästhetischer wie auch in innovatorischer Hinsicht entsprechen. Zudem hat die Jury in diesem Jahr erstmals drei lobende Erwähnungen ausgesprochen.
„Es ergibt sich für uns ein Bild der unterschiedlichen Haltungen und der hohen qualitativen Dichte. Im Kampf gegen die immer noch präsente „Lederhose“ – man kann es auch ungezügelte Maßstabslosigkeit nennen – entwickelte sich ein architektonischer Guerillakrieg von EinzelkämpferInnen. Sie tragen zwar immer mehr Siege davon, leider existiert keine breite moderne Baukultur, die aus der einzigartigen Landschaft ihre Kraft schöpft. Oft scheint die geschmeidige neue Architektur aus milderen Regionen importiert zu sein. Der grobe Stall daneben, archaisch und bockig, hat manchmal einfach mehr Kraft. Nicht, dass wir das Alte suchten, wir suchten die Kraft des Alten im Neuen.“ (Auszug aus dem Vorwort der Jury)
Bei einer feierlichen Veranstaltung am Mittwoch, 21. September 2016 im aut hat Landesrätin Beate Palfrader die Entscheidung der Jury bekannt gegeben und den UrheberInnen der ausgezeichneten Bauwerke die Auszeichnung in Form einer Urkunde überreicht. Im Anschluss wurde die Ausstellung „Neues Bauen 2016 in Tirol“ eröffnet, in der alle eingereichten Projekte zu sehen sind.
auszeichnungen des landes tirol für neues bauen 2016
Studierende des ./studio3 der Universität Innsbruck (Betreuung: Walter Prenner, Wolfgang Pöschl, Verena Rauch; Entwurf: Niklas Nalbach)
bilding. Kunst- und Architekturschule für Kinder und Jugendliche, Innsbruck, 2013 – 2015
Architektur (Konzept): aut. architektur und tirol, Innsbruck
Bauherrschaft: bilding. Kunst- und Architekturschule für Kinder und Jugendliche
Tragwerksplanung: Alfred R. Brunnsteiner
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Am Rande des Rapoldiparks in Innsbruck, einst ein eher unsicherer Ort, steht nun ein Pavillon für Kinder und Jugendliche, die hier ihre Kreativität entfalten können und einen Freiraum erhalten haben, in dem sie mit Kunst, Design, Film und Architektur experimentieren können. Das bilding ist ein inspirierendes Projekt, sowohl wie es geplant und errichtet wurde, als auch wie Raum und Funktion, Materialien und Konstruktion zu einem ortsspezifischen und lebendigen Gebäude entwickelt wurden, das das Miteinander fördert. Man geht durch den Park und quert ganz selbstverständlich die Terrasse, die mit ihm eng verflochten ist und das Haus in den Grünraum einbettet. Räume fließen ineinander, eine Werkstatt berührt die andere, es gibt keine geraden Linien und doch strahlen die Räume eine ganz besondere Ruhe aus. Jeder schiefe Winkel hat seine Berechtigung, jede Ecke und Nische wird genutzt: zum Sitzen, Liegen, zur Aufbewahrung von Materialien, als Arbeitsplatz oder Rückzugsort. Das bilding wurde auf den Ort maßgeschneidert, liegt wie selbstverständlich im Park, strahlt über den Ort hinaus und verflechtet Natur und Kultur auf so symbiotische Weise, dass man das eine vom anderen nicht mehr trennen kann. Es entstand ein Lebensraum, den man nicht gerne verlassen will, wo man sich als Mensch zuhause fühlt, Lust bekommt, zu verweilen und kreativ zu sein. (Jurytext: Tina Saaby)
Fügenschuh Hrdlovics Architekten, Zirl
Büro am Anger, Zirl, 2014 – 2015
Bauherrschaft: Julia Fügenschuh, Christof Hrdlovics
Tragwerksplanung: Peter Stippler
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Das „Dorfhaus“ von Julia Fügenschuh und Christof Hrdlovics ist keine allgemeingültige Antwort auf das gesellschaftliche Problem der Landflucht. Das „Dorfhaus“ ist einfach ein klares architektonisches Statement zu Außenraum und Innenraum. Mit nuancierten Abweichungen in der Materialwahl und den Detailausbildungen steht das Dorfhaus klar als neue Schöpfung da; Austritte und Ausblicke sind so gesetzt, dass sie unter anderem den gewohnten Blick auf das Alte wachrütteln und provozieren, aber nicht um des Provozierens willen, sondern um eben diese Art der Verschränkungen zu den Außenräumen, den unmittelbaren und den doch eher weiter entfernten, ganz klar in Beziehung zu setzen. Dieses Versprechen der äußeren Erscheinung erfährt seine Fortsetzung im Inneren. Einfache Raumfolgen im unteren Geschoss des Hauses; um so offener und „städtischer“ wird das Raumerlebnis, je weiter man nach oben kommt. Wohltuend die simple, überraschend einfache Detailausbildung der Konstruktionen, wohltuend weil materialgerecht und abseits der Normen funktionierend. (Jurytext: Wolfgang Feyferlik)
anerkennungen des landes tirol für neues bauen 2016
Bernardo Bader Architekten, Dornbirn
Dorfzentrum Steinberg am Rofan, 2013 – 2016
Bauherrschaft: Gemeinde Steinberg am Rofan
Tragwerksplanung: Merz Kley Partner
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Es ist, was es ist, nur: es ist noch dazu sehr gut gemacht. Es verhält sich wie die Nachbarhäuser und will nicht mehr als es kann. Es ist präzise konstruiert und weiß mit Material umzugehen. Die Form entstammt dem Umfeld und wirft keine unnötigen Fragen auf. (Jurytext: Roland Winkler)
Geri Blasisker, Innsbruck
Ein schmales Haus, Absam, 2007 – 2016
Bauherrschaft: Leonice Knapp
Tragwerksplanung: Peter Stippler
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Ein Haus auf einem Grundstück zu planen, das klein, verwinkelt und für die meisten fast nicht vorhanden ist, scheint fast unmöglich. Und doch ist es gelungen, ein feines „Alltagsschlössl“ zu bauen, in dem auf knapp 100 m2 fantastische Räume entstanden sind, die alle spezifisch sind und ihre eigene Stimmung haben. (Jurytext: Tina Saaby)
Madritsch / Pfurtscheller (Robert Pfurtscheller), Innsbruck
Haus Moser, Neustift im Stubaital, 2015 – 2016
Bauherrschaft: Tina Maikl-Moser, René Moser
Tragwerksplanung: FS1 Fiedler Stöffler Ziviltechniker GmbH
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Da steht sie, an der Landstraße, die über hundertjährige Holzhülle. Runzlig außen, freundlich innen, weil hochdruckgereinigt, so dass jeder Tragpfosten zur Skulptur wird. Die neuen Massivholzplatten fügen sich sparsam zu bescheidenen Räumen und Nischen für die ebensolche Familie. (Jurytext: Roland Winkler)
Elmar Ludescher + Philip Lutz, Bregenz
Umbrüggler Alm, Innsbruck, 2014 – 2016
Bauherrschaft: Stadt Innsbruck, vertreten durch IIG – Innsbrucker Immobilien GmbH & CoKG, Innsbruck
Tragwerksplanung: ZSZ Ingenieure
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Eine Hütte – und was für eine. Kein uriges Getümmel, kein Karohemd mit roten Stutzen, kein „Ich-verkauf-mein-letztes-Hemd-damit-der-Gast-glaubt“. Ein Ort, an dem der Städter sich nicht älplerisch verkleiden muss. Eine Hütte, die natürlich ein modernes Haus ist, die alle „Stückln“ spielt. (Jurytext: Wolfgang Feyferlik)
lobende erwähnungen
STUDiO LOiS, Innsbruck
HERberge für Menschen auf der Flucht, Innsbruck, 2014 – 2015
Bauherrschaft: Kongregation der Barmherzigen Schwestern
Tragwerksplanung: Alfred R. Brunnsteiner
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columbosnext, Innsbruck; giencke mattelig landschaftsarchitektur, Berlin
Natur- und Kulturpanorama Gacher Blick, Fließ, 2013 – 2016
Bauherrschaft: Naturpark Kaunergrat
Tragwerksplanung: Alfred R. Brunnsteiner
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Christian Dummer, Innsbruck; Teresa Stillebacher, Innsbruck/Wien
Oscar kocht, Innsbruck, 2014
Bauherrschaft: Oscar Germes Castro
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aut. architektur und tirol gratuliert allen Preisträgern herzlich!