ivona jelčić: chronik eines totalversagens
Die Ergebnisse aus zwei Architekturwettbewerben versenkt und damit eines der wichtigsten Instrumente zur Förderung der Baukultur beschädigt; Millionen an Steuermitteln für Planungen und Beraterhonorare ausgegeben und trotzdem schlecht beraten gewesen; auf maximal intransparente Weise Kostenexplosionen vorgerechnet und sich dabei immer wieder selbst verrechnet; die politische Verantwortung auf ein für das Bekenntnis zur gestalterischen Qualität höchst gefährliches Totalunternehmer-Modell abzuwälzen versucht; am Ende aus Kostengründen ein Projekt gestoppt, dessen in immer astronomischere Höhen kletternde Kosten man durch jahrelanges Verschleppen und Verschleiern selbst mitverursacht hat: Was rund um den mittlerweile abgesagten MCI-Neubau an politischen Fehlleistungen und Fehlentscheidungen zusammengekommen ist, ist haarsträubend. Mit Konsequenzen ist vermutlich trotzdem nicht zu rechnen, weil man in Tirol ja bekanntlich immer „alles richtig gemacht“ hat.
Nun sollen also die bestehenden MCI-Standorte saniert und nachverdichtet werden. Notiz am Rande: Am Standort Universitätsstraße hat der inzwischen „zur Seite“ getretene Hochbaulandesrat und LH-Stellvertreter Georg Dornauer vor kurzem erst den Pachtvertrag eines Barbetreibers um fünf Jahre verlängert, wie der ORF Tirol im November berichtete. Aber abgesehen davon dürfte es mit den Debatten um das MCI noch eine Weile heiter weitergehen. Es wäre aber jetzt an der Zeit, diese Debatten auch zu grundlegenderen Fragen hinzulenken und sich zum Beispiel einmal Gedanken über den akademischen Eifer zu machen, der seit Jahren in den Bundesländern und eben auch in Tirol grassiert. So genannte „private“ Hoch- und Fachhochschulen sind zu politischen Prestigeprojekten der Landeskaiser:innen geworden und wie Schwammerln aus dem Boden geschossen, wobei sich hinter dem irreführenden Wörtchen „privat“ in den allermeisten Fällen riesige Summen an öffentlichen Geldern, zum Teil nur schwer durchschaubare Eigentümerstrukturen und manchmal auch fragwürdige Bedarfskonzepte verbergen. Siehe die strauchelnde UMIT in Hall. Zwar schön, dass bei deren Errichtung noch das Prinzip galt, dass mit Bildungsbauten auch eine Verantwortung für öffentliche Baukultur einhergeht. Aber die Zeiten haben sich geändert, die Budgets sind klammer geworden. Man sollte deshalb vielleicht zuerst einmal an der Großmannssucht sparen – und dann erst an der Architektur.
Text: Ivona Jelčić, aus aut: info 1/25