aut: gratuliert zum 80. Geburtstag von Karl Heinz
Ein Beitrag von Helmut Reitter
Sein kindlicher Berufstraum war es, Flieger zu werden und Flugzeuge zu konstruieren. Gesundheitliche Gründe haben ihm das Pilotenleben aber verwehrt. Und es wäre ihm absurd erschienen als einer, der selber nicht fliegt, fliegende Maschinen zu erdenken.
Ein optimiertes Tragflächenprofil, minimiertes Konstruktionsgewicht, funktionell klug komponiert und noch dazu in einer eleganten Form, dieser Gestaltungsanspruch des Flugzeugbauens prägte dennoch seine Arbeit. Nach gemeinsamen Praxisjahren bei ATP-Architekten und gemeinsamer Lehrtätigkeit an der neugegründeten Innsbrucker Architekturfakultät schien es ihm logisch ein gemeinsames, sehr egalitär angelegtes Büro mit seinen Freunden Dieter Mathoi und Jörg Streli zu gründen. Die individuelle Handschrift der einzelnen Charaktere war meist dennoch in ihren gemeinsamen Projekten lesbar.
Am deutlichsten ist die aeronautische Begabung Karl Heinz’ vielleicht an der Erweiterung der Frauen- und Kopfklinik in Innsbruck zu spüren: Das Programm des internationalen Wettbewerbes verlangte eine Aufstockung mit Haustechnik auf dem Dach. Die eigentlich banale Anordnung wurde von ihm konzeptionell – und buchstäblich – „auf den Kopf gestellt“. Der Bettentrakt „schwebt“ über dem zurückgesetzten Haustechnikgeschoß, die Form abgerundet wie aus dem Windkanal.
Karl Heinz hat in dem fast „urkommunistisch“ angelegten Architektentriumvirat HMS – alles wurde durch drei geteilt – nie die individuelle Leistung herausgekehrt, ihm wie seinen Partnern war immer das gemeinsam entwickelte Projekt wichtig.
Ein anderes weitreichendes Gemeinschaftsprojekt abseits von Heinz-Mathoi-Streli hat Karl Heinz Anfang der 1990er Jahre zum Fliegen gebracht: Die Idee eines Hauses der Architektur in Tirol.
Als ZV Vorsitzender führte unter anderem er unzählige Gespräche mit ArchitektInnen, der Politik, der Universität, der Kammer und mit Ministerien. Er organisierte nächtelange Diskussionen um Konzept, Programm, Vereinsstatuten und Finanzierung – diskret zog er dabei die Kommunikationsfäden hinter den Kulissen. Ganz bewusst stellte er sich selber in den Hintergrund, da für ihn wesentlich war, dass das „Baby“ Architekturforum Tirol eine gemeinsame, cliquen- und seilschaftsübergreifende Angelegenheit der Architektinnen und Architekten sowie aller im weiteren Sinne an „guter“ Architektur Interessierten wird. Die ursprüngliche Kraft des Architekturforums Tirol lag in den Anfangsjahren wie auch später als aut. architektur und tirol in diesem – derzeit leider weniger spürbaren – gemeinsamen Geist des „an einem Strang Ziehens“, von Kammer, ZV und Architekturforum Tirol bzw. aut, getragen vor allem von Individuen, wie unterschiedlich ihre architektonische Haltung auch sein mochte.
Karl Heinz hatte sich standhaft geweigert zu Beginn den – eigentlich logischen – Vorsitz des Architekturforums Tirol zu übernehmen. Es genügte ihm, es FLIEGEN ZU SEHEN. Genauso standhaft wehrt er sich, irgendwelche Würdigungen zu seinem runden Geburtstag auch nur ansatzweise aufkommen zu lassen. Er möge mir bzw. dem aut verzeihen, dass wir diesen Wunsch ein wenig ignoriert haben.
Danke Karl, für deinen unverzichtbaren Beitrag zum Blühen der Architekturlandschaft, für deine menschlichen Qualitäten, danke für deine so selbstverständliche Kollegialität.
Alles Gute zum Achtziger!
(Text: Helmut Reitter, erschienen in aut: info 3/2018)
karl heinz
geb. 1938 in Wien; 1965 Abschluss des Architekturstudiums an der TU Wien; u. a. 1973 – 77 Assistent am Institut für Hochbau der Universität Innsbruck; 1973 – 2008 Architekturbüro Heinz-Mathoi-Streli in Innsbruck, mit Jörg Streli und Heinz Mathoi; seit 2008 Weiterführung Büro Karl Heinz; 1980 – 95 Präsident der ZV Tirol; 1993 Mitbegründer des Architekturforum Tirol (heute aut. architektur und tirol); 1994 – 97 Mitglied des Gestaltungsbeirats Wels; 2003 – 05 Mitglied des Gestaltungsbeirats Lienz
bauten mit heinz-mathoi-streli (Auswahl)
1978 Fremdenverkehrsfachschule, Zell am Ziller; 1979 Landesberufsschule, Feldkirch; Haus am Tschermakgarten, Bregenz; Alpinzentrum Rudolfshütte, Pinzgau; 1981 Kapelle Innerberg; 1983 Doppelhaus Knofler-Mikutz, Innsbruck; 1987 Seilbahn Hochbrixen, Brixen im Thale; Krankenpflegeschule, Feldkirch; 1989 Volksschule Igls; 1993 Bürohaus EBB, Innsbruck; MPREIS Barwies und Thaur; 1995 Autohaus VOWA, Innsbruck; 1996 Mehrzweckgebäude mit Rasthaus Europabrücke; Wohnanlage Kärntnerstraße, Innsbruck; 1997 MPREIS Kitzbühel; 1999 Turnhalle, Fulpmes; 2000 BTV Drive-In Filiale, Innsbruck; 2001 Landesfeuerwehrschule Tirol, Telfs; MPREIS Zentrale, Völs; 2003 Hotelfachschule Villa Blanka, Innsbruck; 2004 HTBL und VA Mödling; Medicent Linz; Modehaus Einwaller Anna, Innsbruck; Fußgängerbrücke, Bruneck; 2005 MPREIS Bramberg; 2008 Aufstockung Frauen- und Kopfklinik, Innsbruck
bauten karl heinz (Auswahl)
1969 Penthouse Innsbruck; 1973 Fahrrad- und Motorradgeschäft Ahrer, Innsbruck (mit D. Mathoi); 1977 Einfamilienhaus Bernhard Gaimberg; 1982 Wohn- und Lagerhaus, Neurum; Einfamilienhaus Hoffmann, Innsbruck; 1990 Einfamilienhaus Hakl, Innsbruck; 1994 Eisenbahnbrücke Südumfahrung Innsbruck; Einfamilienhaus Martin, Lans; 1998 Klärwerk Huben, Kienberg; 2001 Einfamilienhaus Fischill, Wien; 2013 Studio Univ. Prof. NG, Innsbruck