KAR: hochalpiner Klimaraum
Installation von Stefan Holst und Martin Engelhardt (Transsolar München), Volker Flamm und Gilbert Sommer (Universität Innsbruck institut für experimentelle architektur.hochbau)
AusstellungenDer hochalpine Klimaraum KAR steht in Bezug zum Hafelekar (2.300 m), dem Extrempunkt des Innsbrucker Stadtraumes und macht rasch wechselnde Kälte- und Wärmeempfindungen direkt erlebbar. Die Wahrnehmung wird durch akustische Bearbeitung des Raumes und das Auslöschen aller visuellen Konturen („White Out“) verstärkt. Ein sich mit der Zeit aufzehrender Kältestrahler stellt die inhaltliche Verbindung zu tageszeitlichen Wetterentwicklungen sowie zur Klimaerwärmung im alpinen Raum mit dem Abschmelzen der großen Kältespeicher her.
Während der Öffnungszeiten der Remise steht KAR allen BesucherInnen zum Ausprobieren zur Verfügung.
Am 14. und 15. Juni wird KAR beim Fest der Wissenschaft (Teil der 350-Jahr Feier der Universität Innsbruck) im öffentlichen Raum (Universitätsstraße / Hofburg) zugänglich sein.
Am Projekt und seiner Umsetzung beteiligen sich die Studierenden der Architektur Joy Boulois, Hannah Brod, Oliver Hamedinger, Anezka Hudzikova, Sophia Niederkofler, Luis Navarro Preuß, Marina Niederleitner, Leo Nicolas Schleith, Hannah Katharina Szechenyi, Raphael Tonitz und Stephanie Topf.
Forschungskontext:
Das institut für experimentelle architektur.hochbau der Universität Innsbruck hat seit 2014 eine Kooperation mit dem international renommierten KlimaEngineering Büro TRANSSOLAR in Forschung und Lehre etabliert. Der Physiker Stefan Holst, Gründer und Geschäftsführer von Transsolar Energietechnik München, ist als LFUI Guest Professor am Institut in die Entwicklung zahlreicher Projekte mit dem Überbegriff ACTIVE HOUSE involviert.
ACTIVE HOUSE: local identities - local strategies
Der Begriff ACTIVE HOUSE steht hier für ein Verständnis gebauter Strukturen als sich stetig wandelnder Systeme in einer dynamischen Umgebung, und vor allem auch als Produkt lokaler, d.h. spezifisch auf den Ort, das Programm, die mikroklimatischen Gegebenheiten maßgeschneiderter Strategien.
Als integrales Entwurfswerkzeug wird in allen Projekten 3D-basierte energetische Gebäudesimulation (TRN Lizard) etabliert, um Entwürfe im lokalen Klima energetisch zu testen. Die Simulationsergebnisse fließen in architektonische und konstruktive Entscheidungen ein. Architektur und energetische Planung bilden eine konzeptuelle Einheit. Die Simulationsmodelle dienen als Wahrnehmungsinstrumente, um Gebäude als räumlich-zeitliche Gebilde in Wechselwirkung mit ihrer Umgebung begreifen zu können.
Diese Arbeitsweise ist zukunftsweisend im Sinne klimabewussten und energieeffizienten ortsbezogenen Bauens und regt zu einem kritischen Weiterdenken derzeitiger Standards an.
Varianz:
In der Diskussion klimabewussten und nachhaltigen Bauens mit Transsolar spielen NutzerInnenkomfort und räumliche Qualitäten eine zentrale Rolle. Mit der menschlichen Wahrnehmung als Maßstab, wird ein Spannungsfeld zwischen Optimum / Standard und Varianz eröffnet. Die Rauminstallation KAR stellt auf sinnliche Art Fragen in diesem Spannungsfeld.
Bezogen auf das menschliche Sehen, aber auch auf den gesamten menschlichen Stoffwechsel und psychisches Wohlbefinden werden im Projekt KAR rhythmische Veränderungen von Lichtintensität, -temperatur und -verteilung untersucht und die Resonanz der BesucherInnen erfasst.
KAR:
Das Hafelekar (Bergstation der Innsbrucker Nordkettenbahn, 2269 m ü. A., erbaut 1928) ist als Extrempunkt des Innsbrucker Stadtgebietes ein Ort größtmöglicher Kontraste zwischen Kultur- und Naturraum, und gleichzeitig ein wesentlicher Orientierungs- und Identifikationspunkt der Stadt.
Mikroklimatisch ist das Hafelekar aufgrund seiner Lage am Kamm der Nordkette, d.h. über einem 1700m hohen, steilen Südhang über der Stadt, über dem Inntal als Ost-West-Schneise und stirnseitig zum Brennertal / Wipptal als einer der großen Föhnschneisen der Alpen, ein extremer und dynamischer Ort.
Das Projekt KAR für die Österreichischen Architekturtage 2019 mit dem Thema „Raum Macht Klima“ sowie für die 350-Jahr-Feier und das Fest der Wissenschaften der Universität Innsbruck wird bei beiden Veranstaltungen diesen dynamischen Ort öffentlich im Stadtraum erlebbar machen.