ivona jelčić: häuser für autos
Ein Parkhaus mit an die 300 Stellplätzen, errichtet mitten in einem Wohngebiet einer knapp 14.000 Einwohner zählenden Bezirkshauptstadt: Das klingt ziemlich anachronistisch in Zeiten, in denen wir uns mit Problemen wie dem Flächenfraß und der Überhitzung unseres Lebensraumes herumschlagen oder mit der Frage beschäftigen sollten, welche Rolle das Auto in unseren Städten künf tig spielen wird. Aber warum gleich negativ denken? So ein Parkhaus birgt heutzutage schließlich auch allerhand Potenziale: Es könnte zum Beispiel als Versuchsobjekt für das Thema Fassadenbegrünung dienen. Oder – noch verwegener – als eine flexible, offene Struktur angelegt sein, die eine mögliche Umnutzung in der Zukunft von vorne herein mitdenkt, weil die Verkehrswende ja vielleicht irgendwann doch noch kommt. So etwas ist in der Architektur übrigens längst kein neuer Gedanke mehr, und gerade Parkhäuser mit ihren großzügigen wie „neutralen“ Stahlbetonstrukturen bieten diesbezüglich vielfältige Möglichkeiten.
So viel zur Theorie. Aus dem Boden der Realität in Schwaz wachsen ein paar Bäume, die ein Mindestmaß an Sichtschutz bieten – nicht für die Autos, sondern für die Anrainer*innen, die von ihren Balkonen aus neuerdings direkt auf eine Lochblechfassade schauen. Die Rede ist von der mit zwei unterirdischen und sechs versetzten, oberirdischen Park-Ebenen ausgestatteten Anlage auf dem Königfeld-Areal. Der Widerstand der Anrainer*innen hat nichts geholfen, Rufe nach Quartiersentwicklung statt Parkgarage blieben ungehört, entstanden ist nach ein paar kosmetischen Überarbeitungen ein Projekt des Investors Günther Berghofer, das unter anderem auch Stellplätze für die Mitarbeiter*innen des Einkaufszentrums Stadtgalerien Schwaz bieten soll. Man erinnert sich: Das ist jenes Berghofer-Projekt, für das es einst einen geladenen Architekturwettbewerb gab, aus dem 2007 Henke und Schreieck Architekten als Sieger hervorgingen, die dann aber auf sehr unschöne Weise ausgebootet wurden. Für das daraufhin entstandene Shoppingcenter vom Reißbrett wurde ohne mit der Wimper zu zucken die Kastanienallee am Inn gefällt.
In puncto parken rechnet man in Schwaz, wo täglich viele Menschen zur Arbeit einpendeln, auch in Zukunft mit steigendem Bedarf. Am ÖBB-Bahnhof steht ein Großprojekt an, das eine Park-and-Ride-Anlage mit Wohn- und Gewerbeflächen verbindet. Das Bahnhofs-Areal ist sowohl vom Einkaufszentrum wie auch vom Parkhaus am Königfeld rund fünf Gehminuten entfernt.