harald höller: fight club – klingt recht wild, gut so
ein aut: feuilleton, erschienen in aut: info, nr. 1/2014
FC steht für Fight Club. Klingt recht wild – gut so. Am Anfang stand die Frage, wie ein Architekturbüro einen Ideenaustausch mit KollegInnen führen kann. Entstanden ist der Fight Club und er findet einmal im Monat statt. Der Teilnehmerkreis ist offen für jeden und jede, die ein aktuelles Projekt zur Diskussion stellen möchten. Kritik ist erwünscht und kann gerne auch recht deutlich vorgebracht werden, so lange sie sachlich bleibt. Viel mehr ist nicht zu sagen über die Rahmenbedingungen des Fight Clubs. Aber das ist das Schöne daran.
Die Realität sieht in etwa so aus: Es gibt einen Kern von vier Architekturbüros (franz, PLOV, Sue, YF), die regelmäßig teilnehmen. Der erweiterte Kreis besteht aus etwa zehn Büros. Andere Architekturinteressierte bzw. Personen aus anderen Disziplinen kommen nur selten. In Wahrheit langweilen wir ArchitektInnen wahrscheinlich auch manchmal mit unseren Diskussionen. Diskutiert wird über kleine Probleme eines Entwurfes, über Grundsatzfragen einer Aufgabenstellung, über Typologien oder aber auch über Büroorganisation, MitarbeiterInnenführung, den Umgang mit AuftraggeberInnen, Masterfileaufbau, Modellbaukontakte oder Honorare.
Die Architektursprache der einzelnen TeilnehmerInnen ist sicher sehr verschieden, das macht die Diskussionen aber nur spannender. Gleichzeitig sind alle Büros mit ähnlichen Fragestellungen im Büroalltag konfrontiert. Ich kann sagen, dass ich noch jedes Mal neue Impulse für die eigenen Projekte mitgenommen habe. Denn eines steht fest, der Austausch ist für alle von Vorteil. Oft steckt man mit einer Idee fest, kann den distanzierten Blick auf das Projekt nicht mehr einnehmen. Die Meinungen der einzelnen TeilnehmerInnen des Fight Clubs schärfen oft wieder den Blick für das Wesentliche und bringen neue Denkansätze oder Sichtweisen. Anfangs gab es natürlich bei einigen TeilnehmerInnen auch Bedenken, dass hier Ideen „gestohlen“ werden könnten. Der Austausch hat allerdings gezeigt, dass die Befürchtung unbegründet ist und die Vorteile klar überwiegen.
Vor kurzem war bei einem FC Abend ein Wettbewerb Thema. Das teilnehmende Büro hatte zwei Ideen im Gepäck und konnte sich nicht entscheiden, welche abgegeben werden sollte. Die Arbeitsmodelle wurden vorgestellt und der passende Lösungsansatz schnell in der Gruppe erarbeitet. Die Idee wurde noch radikaler gedacht. Es blieben noch zwei Tage für die Ausarbeitung. Zwei Fight Clubs später wurde ausgiebig auf den Wettbewerbsgewinn von franz architekten angestoßen. Das funktioniert nicht immer so, aber wenn es manchmal klappt, ist es auch sehr fein.
Wer jetzt neugierig wurde, ist herzlich eingeladen vorbeizuschauen – oder gleich selbst loszustarten.
nähere informationen
Der Fight Club findet jeden letzten Freitag im Monat ab 19 Uhr statt. Der Ort variiert je nach Gastfreundschaft der TeilnehmerInnen. Die Bekanntgabe des jeweiligen Ortes erfolgt per Mailverteiler.
Nächster Fight Club: 28. März
Anmeldung Mailverteiler: office@franz-architekten.at
harald höller
geb. 1973; 1993 – 2001 Architekturstudium an der TU Wien und der Politecnica de Madrid; 2001 – 06 Mitarbeit bei Rudolf Machalek, Delugan Meissl und querkraft; 2006 Gründung von Sue Architekten mit Christian Ambos und Michael Anhammer; seit 2011 Vorstandsmitglied ORTE Architekturnetzwerk Niederösterreich
bauten und projekte (Auswahl)
2007 – 10 Amtshaus Ottensheim; 2010 – 13 Schubhaftzentrum Vordernberg; 2011 – 13 Wohnbasis Alpha 11, Wien; 2011 Gasthaus Gmoa Keller, Wien; 2012 – 13 SC/DC Produktcenter, Ternitz
Rainer Köberl hat Harald Höller bei der Vorjurierung der Niederösterreichischen Projekte für den ZV-Bauherrenpreis kennen gelernt und dazu eingeladen, die Idee des „Fight Clubs“ im Rahmen eines aut: feuilletons vorzustellen.