ursula klein • valentine troi: splined spheres
ausstellungEine Ausstellung mit raumübergreifenden Installationen von Ursula Klein und Valentine Troi, die das Jahresthema "Konstruktion, Material und Experiment" fortführt.
weiterlesen …ein textbeitrag, erschienen in aut: info, nr. 2/2013
Sich eine handwerkliche Fertigkeit anzueignen, bedeutet immer auch eine gewisse Entzauberung. Wenn man in einem Familienbetrieb aufwächst, setzt dieser Prozess früh ein, sodass man ihn kaum wahrnimmt. Das erste Mal bin ich mit zwölf Jahren an der Schweißmaschine gesessen – heimlich, weil eigentlich ausgemacht war, dass ich mit vierzehn das erste Mal schweißen darf. Seither verarbeite ich Folien. Und seit ich vor mehr als zehn Jahren die Firma übernommen habe, ist es meine Aufgabe, Entwürfe meiner Kundinnen und Kunden umzusetzen – aufblasbare Objekte, von ganz klein bis ganz groß und in unterschiedlichsten Formen. Häufig ist meine Arbeit nicht nur ein Umsetzen, sondern auch ein Übersetzen von Ideen. Denn aufblasbare Strukturen folgen eigenen Gesetzmäßigkeiten, die keiner anderen Materialität entsprechen. Aufblasbares will immer rund werden, sphärisch.
Nach fünfundzwanzig Jahren Folienverarbeitung habe ich nun in einem Architektur-Kontext die Gelegenheit, mich einen Schritt vom Handwerk zu entfernen und zu entwerfen – eine schöne, wenn auch nicht ganz einfache Herausforderung. Man könnte so allerhand, was aber ist eigentlich der Zauber?
Aufblasbare Räume sind in der Architektur eine Ausnahme. Nichtsdestotrotz definieren sie, wie alle Architektur, ein Innen und ein Außen. Und sie tun das mit großer Leichtigkeit. Ist die raumbildende Haut transparent, verschwimmt die Grenze, ist aber nicht zu leugnen. Sie ist zugleich fragil und manifest, zugleich nachgiebig und klar. Es erscheint Leere, in der sich der Blick verlieren kann.
Der Zauber besteht aber auch darin, wie sich der Pneu Raum nimmt. Bei der Verarbeitung sind die Objekte noch luftleer und quasi seelenlos – ein kleinerer oder größerer Materialberg, der kaum vermuten lässt, was aus ihm werden wird. Und dann der Zauber des Aufblasens, die Luft, die vom Außen zum Innen wird. Einatmen.
Ausatmen. Ohne Luft kann der Raum in einer Tasche davongetragen werden.
ursula klein
geb. 1975; Kunststoffverarbeiterin; arbeitet seit 25 Jahren mit aufblasbaren Strukturen; 2002 Übernahme des Familienunternehmens „schulteswien“, Herstellung von Sonderanfertigungen aus Folien; seit 2005 Lektorin am Institut für Design an der Universität für angewandte Kunst in Wien
projekte (Auswahl)
Um- bzw. Übersetzung von Entwürfen zahlreicher KünstlerInnen, DesignerInnen und ArchitektInnen, u. a. caramel, Martin Walch, Lygia Clark, Walter Pichler, Polka, INSEQ, Cornelius Kolig, Paul Wenninger, Gelitin, Rachelle Nkou, COOP HIMMELB(L)AU, Helen&Hard, Gerwald Rockenschaub, BEHF, David Moises, Gerda Buxbaum, EOOS, Peter Baur, Franz West, Tue Greenfort, SEHW und Valentine Troi
Eine Ausstellung mit raumübergreifenden Installationen von Ursula Klein und Valentine Troi, die das Jahresthema "Konstruktion, Material und Experiment" fortführt.
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