carl pruscha und manfred wolff-plottegg: 'überarchetypisch und überautochthon'
ein kritischer dialog über die zukunft der architektur
aut: gesprächDieses Gespräch, das anlässlich der Ausstellung „Carl Pruscha: Mein Logbuch“ im Herbst 2005 auf Grund einer Erkrankung von Carl Pruscha abgesagt werden musste, wird nun nachgeholt. Carl Pruscha wird mit Manfred Wolff-Plottegg einen kritischen Dialog über die Zukunft der Architektur führen.
carl pruscha: manifest zur gegenwärtigen situation von habitat & environment
„In der Geschichte der zivilisierten Menschheit hat es wohl kaum eine langweiligere und kulturlosere Form der Behausung gegeben als die global praktizierte Anlage von urbanen Massenquartieren in Form von Wohnhochhäusern. Aber auch die Zerstörung des natürlichen Environments durch die ausufernde Zersiedelung der Stadtränder wie auch der freien Landschaft durch freistehende Einfamilienhäuser stellen ein Problem dar, welches sich nicht bloß auf die hoch entwickelte westliche Industriegesellschaft beschränkt. Beispiele früherer, oft durch Jahrhunderte erprobter, menschlicher Wohn- und Siedlungsformen wurden und werden laufend eliminiert ohne ihnen die Chance zu geben, sich mit den modernen Erfordernissen und aktuellen Erfahrungen zu verbinden. Noch erhaltene Beispiele sind entweder zweckentfremdet oder musealisiert worden und stellen eher einen skurrilen Beitrag zur Kulturgeschichte als ein produktives Ideenfeld für die Gegenwart dar. Dabei haben sich die Väter der Moderne – von Le Corbusier bis zum Bauhaus (welches sich selbst diese Bezeichnung verpasste und nicht Architekturhaus hieß) – durchaus mit den Werken anonymen Bauens auseinander gesetzt, diese studiert und nach getroffener Analyse konstruktive Schlüsse gezogen. Die heute besonders in der sogenannten Dritten Welt rapid zunehmende Urbanisierung inkorporiert erbarmungslos historische Stadtstrukturen bis zur völligen Kenntnislosigkeit ihrer ursprünglichen Ordnung.Bisweilen führte das Bedauern über den Verlust solcher Strukturen zur Rekonstruktion der Vergangenheit, meist als potemkinsche Kulissen, jedoch gänzlich sinnentfremdet. Solche Versuche sich von der drohenden globalen Gleichmache abzusetzen, bleiben jedoch immer auf den äußeren Schein beschränkt. In dem Bestreben zur Erhaltung (Beibehaltung oder Erneuerung) autochthoner Siedlungs-formen müssen wir uns heute wohl auf Gebiete zurückziehen, wo es bisher noch zu keinen solchen Konfrontationen gekommen ist, wo das Potential einer lebendigen Entdeckung noch vorhanden ist.“ (Carl Pruscha)
manfred wolff-plottegg (geb. 1946)
1965 – 1974 Studium an der Technischen Universität Graz
seit 1983 Büro in Graz
seit 2001 Universitätsprofessor und Vorstand des Instituts für Gebäudelehre und Entwerfen der TU Wien
publikationen
1989 Das binäre Haus & die Interaktion, Architekturgalerie München; 1996 Architektur Algorithmen, Passagen Verlag, Wien
bauten (Auswahl)
1988 – 1992 Generalsanierung Schloss Trautenfels, Stmk.
1987 – 1996 Wohnanlage Seiersberg, Graz
seit 1982 thematische und planerische Auseinandersetzung mit dem Badezimmer
2001 – 2004 Wohnpark Schloss Eybesfeld, Umfassende Sanierung
2004 – 05 Büro- und Wohngebäude, Jöss