[typo]graphic
Seit der Übersiedelung ins Adambräu 2005 widmete sich das aut im Rahmen der Vortragsreihe [typo]graphic regelmäßig dem Thema der zeitgenössischen Grafik und Typographie.
weiterlesen …Der Schweizer Künstler Eugen Gomringer gilt als Begründer einer neue Spielart der Lyrik: der »Konkreten Poesie«. In ihr wird die Sprache selbst zum »Darsteller«: Es werden nicht mehr nur Sachverhalte, Gedanken oder Stimmungen sprachlich aufgezeichnet und erzählt, sondern die »Form« der Wörter und der Schrift, ihre Materialität und die räumlichen/flächenmäßigen Beziehungen zwischen Zeichen, Wörtern und Sätzen werden zu den bestimmenden Teilen des Gedichts.
Die Konkrete Poesie entwickelte sich seit den 1950er Jahren zu einer bedeutenden literarisch-künstlerischen Richtung, zu der etwa auch der Innsbrucker Heinz Gappmayr (1925–2010) zählte. Heute ist meist von »Visueller Poesie« die Rede, womit auch angedeutet wird, wie aus den anfänglichen »Schriftbildern« der Konkreten durch neue Verfahren und Techniken die heutigen, oft multimedialen Text-Bildvisualisierungen wurden.
Auf den ersten Blick scheint dies ziemlich weit entfernt zu sein von der »konkreten« Gestaltungspraxis eines Grafik-Designers. Aber: Gerade die Konkrete Poesie zeigt, welche Möglichkeiten in der Visualisierung von Schrift und damit in der Schaffung neuer Konstellationen von Sprache liegen und welche Rolle diese in einer anspruchsvollen visuellen Kommunikation spielen können. Gerade der Ansatz Gomringers und der Konkreten Poesie, lyrische Arbeit nicht (nur) als Suche nach tiefgründigem Sprachsinn zu verstehen, sondern auch als grenzüberschreitendes und raffiniertes Jonglieren mit Schrift und Schriftbildern, ist für Grafik-DesignerInnen und TypografInnen essenziell und findet sich in unzähligen Arbeiten im Bereich visueller Kommunikation.
Eugen Gomringer geboren 1925 in Bolivien, studierte Nationalökonomie und Kunstgeschichte in Bern und Rom. 1953 gründete er mit Dieter Roth und Marcel Wyss die Zeitschrift Spirale und gab von 1960 bis 1965 die Buchreihe konkrete poesie — poesia concreta heraus. Von 1961 bis 1967 war er Leiter des Schweizerischen Werkbundes. Von 1977 bis 1990 lehrte er überdies als Professor für Theorie der Ästhetik an der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf. Er war 1966 bis 1968 Mitglied des documenta-Rates zur 4. documenta im Jahr 1968 in Kassel. 1986 hatte er eine Gastprofessur für Poetik in Bamberg und wurde 1988 Intendant des Internationalen Forums für Gestaltung in Ulm. Seit 1971 ist er Mitglied der Berliner Akademie der Künste. 2000 gründete er das Institut für Konstruktive Kunst und Konkrete Poesie (IKKP) an seinem langjährigen Wohnort, dem oberfränkischen Rehau.
Ein Vortrag von "Wei sraum. Forum Visuelle Gestaltung Innsbruck" in Kooperation mit aut.
Seit der Übersiedelung ins Adambräu 2005 widmete sich das aut im Rahmen der Vortragsreihe [typo]graphic regelmäßig dem Thema der zeitgenössischen Grafik und Typographie.
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