[typo]graphic
Seit der Übersiedelung ins Adambräu 2005 widmete sich das aut im Rahmen der Vortragsreihe [typo]graphic regelmäßig dem Thema der zeitgenössischen Grafik und Typographie.
weiterlesen …Schriftentwerfer führen hierzulande ein eher schattenhaftes Dasein. Anders in den Niederlanden: Von dort stammen das gesamte 20. Jahrhundert über wesentliche Beiträge zur Weiterentwicklung zeitgenössischen Schriftdesigns. Manche ihrer Vertreter und auch das Thema an sich sind über die engen Fachgrenzen hinaus bekannt. Vor allem die Hochschulen in Den Haag und Arnheim wurden zu Brennpunkten dieser Entwicklung.
Gerard Unger ist seit den 1970er Jahren eine der prägenden Figuren des niederländischen Typedesigns. Er entwarf Schriften für die Amsterdamer Metro ("M.O.L.") und die Straßenbeschilderung der Niederlande, vor allem aber ist er bekannt für seine Zeitungsschriften wie etwa die "Gulliver" (1993 – diese Schrift wurde u.a. von USA Today, eine der größten Zeitungen der Vereinigten Staaten, verwendet), die "Coranto" (1999) oder die "Swift" (1985/1998).
Unger entwarf seine Schriften in den 1970er und 80er Jahren immer entlang der gegebenen satz- und drucktechnischen Möglichkeiten. Er selbst nützte schon frühzeitig die neuen Techniken, die sich mit der Einführung des Macintosh ergaben. Mit dem seit den 1990er Jahren etablierten Postscript-Schriftstandard und den qualitativ hochwertigeren Satz- und Drucktechniken treten diese für die Formgebung von Schriften oft maßgeblichen Einflüsse eher in den Hintergrund (Unger selbst regiert auf diese Situation, in dem er beispielsweise die "Swift" und die "Demos" Jahre nach ihrem Entstehen nochmals an das neue technischen Umfeld anpasste).
Wo technischen Fragen an Bedeutung verlieren, werden die formalen Qualitäten seiner Schriftentwürfe umso deutlicher sichtbar. Jede seiner Schriften verfügt über einen unverwechselbaren Charakter, ohne sich dabei auf den ersten Blick aufzudrängen. Es sind Schriften, die Zeitungen, Magazinen oder Büchern eine Identität geben, ohne dabei die klassischen Kriterien der Leserlichkeit oder formalen Zurückhaltung außer Acht zu lassen. Diese Qualitäten sind es, die seine Schriften zu Klassikern des modernen Designs werden ließen und die den unübersehbaren Einfluss von Gerard Ungers Schriften auf das aktuelle Zeitungs-Design ausmachen.
2009 ist sein Buch "While You’re Reading" auf deutsch erschienen – ein Grund mehr, diesen herausragenden Gestalter nach Innsbruck einzuladen.
gerard unger
geboren 1942 in Arnhem, Niederlande. Studium Grafik-Design, Typografie und Schriftentwurf in Amsterdam. Professuren an der University of Reading (UK) und an der Gerrit Rietveld Academy (Amsterdam). Seit September 2006 Professor für Typografie an der Universität Leiden (NL). Freie gestalterische Tätigkeit seit 1975: Magazin- und Zeitungsgestaltung, Bücher, Logos und Corporate Design, Briefmarken und Münzen. Seine bekanntesten Schriftentwürfe: Markeur (1972), M. O. L. (1975), Demos (1976/2001), Praxis (1976), Flora (1984), Hollander (1985), Swift (1985/1998), Oranda (1992), Amerigo (1987), Cyrano (1989), Argo (1991), Decoder (1993), Gulliver (1993), Swift 2.0 (1995), Coranto (1999), Vesta (2001). Zahlreiche Auszeichnungen, daruner 1984 der H.N.Werkman-Preis und 1991 der internationale Maurits Enschedé-Preis für sein typografisches Werk.
Ein Vortrag von "Wei sraum. Forum Visuelle Gestaltung Innsbruck" in Kooperation mit aut.
Seit der Übersiedelung ins Adambräu 2005 widmete sich das aut im Rahmen der Vortragsreihe [typo]graphic regelmäßig dem Thema der zeitgenössischen Grafik und Typographie.
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