margherita spiluttini: targets - unbewegliche ziele (?)
vortragVor rund 25 Jahren hat Margherita Spiluttini die österreichische Architekturfotografie neu begründet und ist heute unbestritten eine der international bedeutendsten Vertreterinnen dieses Genres. Sie hat die erste Hälfte der achtziger Jahre die kontinuierliche Architekturkritik von Otto Kapfinger und Dietmar Steiner in der Wiener Tageszeitung „Die Presse“ fotografisch begleitet. Ausstellungen spezifischer Fotoprojekte folgten. Mit Fotoaufträgen für Publikationen, Katalogen, Führungen und Büchern akkumulierte mit den Jahren in ihrem Archiv die wahrscheinlich repräsentativste Sammlung österreichischer Architektur. Neben ihren internationalen Arbeiten hat Margherita Spiluttini viele zeitgenössisch wichtigen Bauten in Österreich dokumentiert, aber auch historische Objekte wie das „Wittgenstein-Haus“ einer fotografischen Analyse unterzogen. Daneben entstand eine eigenständige künstlerische Serie über die österreichische Landschaft.
Im Mittelpunkt ihres Vortrags im aut steht die Frage, was es für Margherita Spiluttini heißt, Architektur zu fotografieren: „Wie fotogen ist Architektur? Auf einem Architekturfoto fehlt doch fast alles, was Architektur ausmacht! Nicht einmal das wichtigste, die Dreidimensionalität des Raumes, ist vorhanden, es gibt keine Gerüche, keine Geräusche, keine Töne, kein Windhauch ist zu spüren, wir können die abgebildeten Materialien nicht anfassen, keine Temperatur fühlen, uns nicht blenden lassen oder uns durch dunkle Räume tasten, selbst die Umgebung ist meist ausgeschlossen. Erst im Kopf des betrachtenden Menschen entsteht ein Bild einer Architektur, für das ihm die Fotografie zwar wichtige Hinweise gibt, das er/sie aber nach eigenen unbewussten Bedürfnissen und Vorstellungen gestaltet und projiziert.
Architektur zu fotografieren heißt für mich, mich dem, was an Wissen über Architektur und Gesellschaft, an Erinnerungen, Sinnlichkeiten, persönlicher Geschichte und Bedeutungen, aber auch an Klischeebildern oder augenblicklicher Tagesverfassung während der Arbeit auftaucht, auszuliefern. Das Entdecken von überraschenden Zusammenhängen und Seh-Möglichkeiten, das ruhige Beobachten von Veränderungen während eines Zeitablaufes, die gezielte Konzentration auf einen scheinbar kleinen Ausschnitt des Lebens lassen mich das Fotografieren von Architektur und Raum als besonders interessant und faszinierend erscheinen.“ (Margherita Spiluttini)
margherita spiluttini
1947 geb. in Schwarzach (Salzburg); seit 1981 als freiberufliche Fotografin tätig; lebt in Wien
1996 Österreichischer Würdigungspreis für künstlerische Fotografie
1997 Preis der Stadt Wien für bildende Kunst
2005 Großer Kunstpreis des Landes Salzburg
2006 Österreichisches Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst
Zahlreiche Publikationen, zuletzt „Margherita Spiluttini – räumlich“, edition fotohof, 2007
ausstellungen (Auswahl)
2007 „Atlas Austria“, Architekturzentrum Wien
2006 „Atlas Austria“, Az W at Arco, Arqueria de Nuevos Ministerios, Madrid
2002 „Nach der Natur. Konstruktion der Landschaft“, Technisches Museum Wien
2004 Architectural Association, London
1991 – 97 Wanderausstellung „Neue Häuser. Architekturfotografie M. S.“, gezeigt an 25 internationalen Ausstellungsplätzen) sowie Biennale für Architektur in Venedig 1991, 1996 und 2004