peter breil: wohnen als grundhaltung
vortrag von peter breil (atelier 5)
sto lectureIn den 1960er Jahren wurde das Schweizer Architekturbüro Atelier 5 mit der Konzeption und dem Bau der Siedlung Halen in der Nähe von Bern schlagartig international bekannt. Die Verbindung von großer Dichte in fast städtischer Prägung mit maximaler Privatheit für den Einzelnen ist für Atelier 5 nach wie vor ein wesentliches Prinzip bei der Entwicklung von Quartieren und Siedlungen. Wohnen steht für Atelier 5 jedoch auch insofern im Vordergrund vieler Projekte, als das Wohlbefinden des Nutzers immer ein ausschlaggebender Gesichtspunkt bei der Konzeption ist, gleichgültig, ob es sich um Wohnungsbau, Schulhausbau, Industriebau, Spitalbau, Ausstellungsbau, Verwaltungsbau usw. handelt.
In seinem Vortrag im aut wird Peter Breil, seit 1978 bei Atelier 5, einige dieser wegweisenden Projekte vorstellen und aufzeigen, was "Wohnungsbau als Grundhaltung" bedeutet.
"Der Begriff Siedlung meint - für uns - weit mehr als die Summe ihrer Einzelteile. Aus ihnen entsteht ein räumlich erlebbares Ganzes. Der gestaltete öffentliche Außenraum, in dem wir eine unerlässliche Qualität jeder Siedlung sehen, wurde indessen jahrzehntelang häufig als quantité négligeable behandelt; seine Bedeutung wird auch heute verkannt. Indem wir von Anfang an darauf insistierten, wurden wir zu Anwälten der traditionellen Stadt.
Ob das eher Glaubenssache ist oder ob es dafür eine streng rationale Begründung gibt, sei dahingestellt; vorausgesetzt wird jedenfalls, dass der Außenraum zum Architekturbegriff gehört und dass, zumindest für eine in westlicher Tradition stehende Architektur, durch Jahrhunderte gefestigte Spielregeln der Raumerfahrung und -strukturierung weiter ihre Gültigkeit haben. Ob antiquiert, romantisch, reaktionär oder zukunftsweisend, mit unserem Festhalten daran beziehen wir auf jeden Fall Stellung gegen die Kultur des Mobile Home, gegen die Beliebigkeit von Streusiedlungen.
In einer kompakten Siedlung soll es möglichst keine Rest- und reinen Abstandsflächen geben. Man lebt nahe beieinander; Voraussetzung für das gemeinschaftliche Wohnen ist aber der Schutz des eigenen Territoriums. Die Siedlung hat Kontakt zu ermöglichen, wo dieser gesucht, und Abschirmung zu gewähren, wo diese gewünscht wird. Unter dem Begriff des Territoriums verstehen wir in diesem Sinn klar definierte Räume, die den Bewohnern zur Verfügung stehen. Dazu gehört der private Außenraum, seien es Gärten, Terrassen oder Loggien."
(Atelier 5, aus dem Buch "Zettelkasten")
peter breil
1948 geboren
1964-1967 Hochbauzeichnerlehre
1967-1970 und 1976-1978 Mitarbeit in verschiedenen Architekturbüros in Basel und Genf, CH
1970-1976 Architekturstudium an der Akademie der bildenden Künste in Wien (A), Meisterklasse Prof. Ernst A. Plischke
1976 Architekturdiplom bei Prof. Gustaf Peichl
1978-1985 Mitarbeiter im Atelier 5
seit 1986 Partner im Atelier 5
1989-1999 Diplomexperte an der FH für Architektur in Basel
1996-2005 Mitglied im Vorstand des BSA OG Bern
2003-2005 Mitglied des Gestaltungsbeirats Linz (A)
seit 2004 Mitglied im Vorstand des Architekturforum Bern
Mitglied im BSA, SIA, SWB
atelier 5
1955 Gründung des Atelier 5 in Bern durch Erwin Fritz, Samuel Gerber, Rolf Hesterberg, Hans Hostettler und Alfredo Pini
derzeitige Partner: Kurt Blum (geb. 1954), Jacques Blumer (geb. 1937), Gabriel Borter (geb. 1971), Peter Breil (geb. 1948), Gianni Chini (geb. 1960), Giuseppe Genuise (geb. 1955), Jost Hartmann (geb. 1942), Pierluigi Lanini (geb. 1938), Heinz Müller (geb. 1950), Franco Petterino (geb. 1963), Georg Precht (geb. 1969)
sto lectures
Mit den Vorträgen von Peter Breil und Helmut Dietrich starten die "sto lectures", zu denen aut in Kooperation mit sto regelmäßig ArchitektInnen einladen wird, die beim internationalen "ECOLA-Award" ausgezeichnet oder wie Breil und Dietrich als Nominierungspreisrichter beteiligt waren.
Nähere Informationen finden Sie hier.