im memoriam jörg streli (1940 – 2019)
Im Gedenken an den im Feber verstorbenen Architekten Jörg Streli: der Mitschnitt eines "meins"-Abend sowie ein aut:radio Beitrag zum Nachhören.
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Ein Nachruf von Hanno Schlögl auf den im Feber 2019 verstorbenen Tiroler Architekten Jörg Streli, erschienen in aut: info 3/2019.
Kürzlich telefonierten wir noch hinsichtlich eines von dir angeregten Besuches gemeinsam mit Arno Ritter zu dem von dir umgestalteten und erweiterten Vereinsheim in Arzl. Jetzt, nach deinem zu frühen Tod, fällt mir noch vieles ein, was uns im Auf und Ab der letzten Jahrzehnte miteinander verbunden hat, angefangen mit deiner bei mir starken Eindruck hinterlassenden Zeichnung des „Gelben Christus“, exemplarisch ausgestellt im Zeichensaal des Gymnasiums Angerzellgasse in den 1950er Jahren durch unseren Zeichenlehrer Franz Krautgasser, der möglicherweise bei dir und deinem Mitschüler Gerd, meinem um vier Jahre älteren Bruder, und auch mir das Interesse am Bildnerischen nachhaltig geweckt hat. Erst viele Jahre später kam ich 1970 im Architekturbüro Fred Achammer mit dir und deinen architektonischen Ansichten in direkten Kontakt, stieß mit Neugier auf eine Arbeit für eine bundesländerweite Wettbewerbsinitiative, in diesem Fall „Wohnen Morgen Hall“, die du gemeinsam mit Horst Parson entworfen hast.
Im Rahmen der ZV Tirol motivierte Peter Thurner 1982 Günther Norer und uns zwei die Ausstellung „Architektur in Tirol 82“ mit zu kuratieren, im Jahr darauf stellten wir beide die Schau in Bozen mit kurzen, eigenen Werkvorträgen im Beisein von Othmar Barth vor.
Einer Initiative der Landesregierung und der Architektenkammer, mit dir als Sektionsvorsitzendem, nachkommend, brachten wir Mitte der 1980er Jahre die „Auszeichnung des Landes Tirol für Neues Bauen“ statutenmäßig zum ersten Mal auf den Weg, eine Auswahl vorbildhafter Architekturbeispiele, die mittlerweile seit 1996 vom aut alle zwei Jahre mit Erfolg abgewickelt wird.
Andreas Egger und ich danken es deinem ultimativen Einsatz, dass wir einen Beitrag zur Ausstellung „Autochthone Architektur in Tirol“ mit Katalog von Chramosta, Kuz und Frampton 1992 mit dem Wohn- und Pflegeheim „Haus im Stiftsgarten“ in Hall i. T. leisten konnten.
1999 nahmen wir auf Einladung der Zeitschriftenredaktion Luoghi in Trient mit weiteren 16 Architekten unterschiedlichen Alters mit je einer Arbeit an der Ausstellung „la contemporaneità – architettura tirolese“ teil und verloren uns am Abend der Vernissage in einem Marzemino befeuerten Diskurs zwischen Nord und Süd.
In lebhafter Erinnerung geblieben ist mir die von Dieter Mathoi initiierte Exkursion 2003 nach Helsinki und Tampere zu Bauten von Alvar Aalto, Timo Penttilä und zum gerade fertiggestellten Architekturimport Museum Kiasma von Steven Holl und die eines Abends in Mitsommernachtsstimmung genossene Bootsfahrt mit vielen KollegInnen innerhalb der finnischen Schären.
Deiner ausgeprägten Naturverbundenheit nachzuspüren hatte ich zweimal Gelegenheit anlässlich gemeinsamer Wanderungen zu den Gamsstuben oberhalb der Martinswand und zur Naviser Alm. Dieser Vorliebe geschuldet war sicher dein Anliegen, das Bauen ganz im Sinne Lois Welzenbachers aus der Landschaft heraus zu entwickeln. Häufige Gelegenheiten dazu boten dir in erster Linie enge Freunde und solche, die von deiner Gestaltungskraft überzeugt waren, für sie ein atmosphärisch individuelles Wohnumfeld zu kreieren hattest du dir explizit alleine vorbehalten.
Gefreut habe ich mich auf Arno Ritters Anfang 2017 ins Leben gerufene Vortragsformat „meins“, innerhalb dessen „Jörg Streli und Hanno Schlögl“ in Kurzvorträgen darüber berichten sollten, unter welchen Einflüssen sie zu den Architekten wurden, die sie nach fast einem halben Jahrhundert Arbeit geworden sind. Du warst leider kurzfristig gezwungen abzusagen, worauf Reinhardt Honold auf meinen Vorschlag hin für dich eingesprungen ist. Im darauffolgenden Jahr war es für dich aber erfreulicherweise doch noch möglich mit Manfred Sandner mit einer sehr persönlichen Gegenüberstellung zu beeindrucken, womit du uns allen zum Abschied eine Erinnerung an dich als starke Persönlichkeit hinterlassen hast, dafür vielen Dank.
jörg streli
geb. 1940; 1958 – 64 Architekturstudium an der Technischen Hochschule Wien; ab 1969 eigenes Büro in Innsbruck; daneben 1973 – 2008 gemeinsames Büro „Heinz-Mathoi-Streli“ (hms) mit Karl Heinz und Dieter Mathoi; u. a. 1969 – 76 Assistent am Institut für Hochbau der LFU Innsbruck; 1986 – 94 Sektionsvorsitzender der Kammer der Architekten und Ingenieurkonsulenten für Tirol und Vorarlberg; gestorben im Feber 2019
bauten und projekte (Auswahl)
Zahlreiche Einfamilienhäuser u. a. 1977 Haus Passer, Telfs; 1992 Doppelhaus Pümpel-Völkl, Innsbruck; mehrere soziale Wohnbauten für NHT, TIGEWOSI, WE u. a.; mehrere MPREIS-Märkte u. a. 1992 Mutters, 1993 Barwies und Thaur, 1997 Kitzbühel; 2005 Bramberg sowie 2001 MPREIS-Zentrale (alle mit hms); 1978 Hauptschule Fulpmes (mit hms); 1979 Berufsschule Feldkirch (mit hms und Norbert Schweitzer); 1989 Volksschule Igls (mit hms); Renovierung der neuen Höttinger Kirche; 1991 Grabstätte V. Fogarassy, Graz; 1992 Bürohaus Innsbruck (mit hms); 1994 Pfarrsaal Hötting; 1997 Renovierung der alten Höttinger Kirche; 2004 Brücke Bruneck; HTL Mödling (mit hms); 2006 Naturparkhaus Ginzling; 2008 Aufstockung Kopfklinik Innsbruck (mit hms); 2009 Fußballakademie Innsbruck; 2011 Renovierung Pfarrkirche Mayrhofen; 2014 Mentlvilla Innsbruck; 2015 Aufstockung Villa Blanka (mit Karl Heinz):
2018 Zu- und Umbau Vereinsheim Arzl (mit Gerhard Walter)
Im Gedenken an den im Feber verstorbenen Architekten Jörg Streli: der Mitschnitt eines "meins"-Abend sowie ein aut:radio Beitrag zum Nachhören.
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