einführende worte
Arno Ritter (Leiter aut)
Die 1970er-Jahre sind eine Zeit des Umbruchs und der gesellschaftlichen Veränderungen, in der man an eine „fortschrittliche“ Zukunft glaubte und unterschiedliche Visionen von einer besseren Welt formulierte. Es wurden Bildung, Kultur und Arbeit für alle gefordert, eine antiautoritäre Erziehung und offene Jugendkultur propagiert, soziale Experimente sowie partizipative Prozesse ausprobiert und alternative Lebensformen entwickelt. Auch in Tirol ist diese Aufbruchstimmung in der Musikszene, in der Jugendkultur, im Theater, im Sozialbereich, in der Frauenbewegung und in der Architektur spürbar. So wurden etwa zahlreiche kulturelle Orte gegründet, innovative Wohnkonzepte entwickelt oder neuartige Baumaterialien und -techniken erprobt.
Die Ausstellung "widerstand und wandel. über die 1970er-jahre in tirol" bietet einen vielschichtigen Einblick in dieses spannende Jahrzehnt, das in vielen Bereichen bis heute nachwirkt. Zum einen werden ausgewählte Bauwerke aus den Bereichen Wohnen, Schulbau, Kirchen und typologische „Zeitzeugen“ vorgestellt, zum anderen wird das kultur- und gesellschaftspolitische Umfeld anhand einer Synchronopse vermittelt, die lokale und nationale Entwicklungen mit dem „Weltgeschehen“ verbindet und in die Bücher, Plakate, Kunstwerke, Fotografien, Filme und Hörbeispiele eingewoben sind. Ergänzt wird die Ausstellung durch Interviews mit Persönlichkeiten, die den kulturellen Aufbruch initiiert und mitgetragen haben.
Im Rahmen der Eröffnung wird die 512-seitige Begleitpublikation präsentiert, in der 23 AutorInnen unterschiedlichste Themen aufarbeiteten und für die Günter Richard Wett 27 zentrale Bauten in ihrem heutigen Zustand dokumentierte.